Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 173 · Mai 2007

Lokal Redaktion
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Dingworthstraße 38
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Die Berg-­Apotheke – seit 55 Jahren ein Familienbetrieb

Die freundlichen Pillendreher

Überrascht zeigte sich die Kehrwieder-­Kolumnistin Lilly 1977 bei einem Besuch am Moritzberg: „In der Berg-­Apotheke … werde ich außergewöhnlich freundlich bedient. Kranksein macht ja fast Spaß mit solchen Pillendrehern.” Ob das Kranksein wirklich Spaß machen kann, sei einmal dahingestellt, aber freundlich bedient wird man noch immer und in diesem Jahr gibt es etwas Besonderes: Die Berg-­Apotheke am Moritzberg feiert Jubiläum. Seit 55 Jahren wird die Apotheke von der Familie Rebentisch betrieben.

Foto: Privatbesitz
Karl Rebentisch – der erste der Apothekerfamilie am Berge – bei der Laborarbeit

Begonnen hat die Geschichte der Berg-­Apotheke schon früher. Dem Apotheker Ernst Machledt wurde am 19. April 1929 die „Konzession zur Errichtung einer neuen Apotheke in Hildesheim im Ortsteil Moritzberg – westlich des Trillkenbaches” erteilt. Er wählte dazu die Dingworthstraße 38 aus.

Am 1. Mai 1952 übernahm Karl Rebentisch die Apotheke. Das Apothekerblut floss mütterlicherseits schon seit einigen Generationen in der Familie: Die Stromeyers unterhielten in Hannover die Stromeyer’sche Apotheke am Steintor.

Wer damals die Berg-­Apotheke betrat, den umfing ein eigentümliches Duftgemisch von verschiedenen Tees und Tinkturen, ein Hauch von Lebertran und Baldrian und der Geruch von ätherischen Ölen hing in der Luft. Auf der Verkaufstheke stand eine schwere Registrierkasse aus dem vorletzten Jahrhundert, die Karl Rebentisch gebraucht erworben hatte. Im Hintergrund waren alte Standgefäße neben Arzneipackungen aufgereiht.

Foto: Privatbesitz
Die erste Apothekeneinrichtung in den Fünzigern – mit der über 50 Kilogramm schweren Registrierkasse aus dem 19. Jahrhundert Karl Rebentischs ganzer Stolz

Der erste große Umbau der Apotheke folgte 1960. Die Front kann heute noch fast unverändert bewundert werden – es handelt sich nämlich um das Café Lokal Redakion. In den 70er Jahren erhielt Karl Rebentisch Verstärkung aus der Familie. Sein Sohn Michael und seine Schwiegertochter Frauke wurden 1974 als Apotheker angestellt. Schon während ihrer Semesterferien hatten sie in der Apotheke ausgeholfen. 1979 folgte dann der Umzug in den Neubau am heutigen Standort im Bergsteinweg Ecke Königstraße. Mit einem ebenerdigen Eingang war die Apotheke nun besser erreichbar. Dr. Michael Rebentisch übernahm die Berg-­Apotheke 1981. Seine Frau Dr. Frauke Rebentisch war natürlich auch dabei – und nicht zu vergessen: Karl Rebentisch blieb der Apotheke als Angestellter bis ins hohe Alter treu. 1996 fand der letzte große Umbau, der die gesamte Inneneinrichtung und die ganze Außenfassade veränderte, statt.

Traditionelles Handwerk, ein großer Erfahrungsschatz und modernes pharmazeutisches Wissen – an dieser Philosophie hat sich bis heute nichts geändert, auch nicht nach der Übernahme durch die Tochter Maike im Januar 2005. Sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter sind bei ihr angestellt. Einen aus der Familie Rebentisch trifft man also immer in der Apotheke an. Pillen werden zwar nur noch selten „gedreht”, aber ansonsten wird das alte Apothekenhandwerk immer noch ausgeübt: Nach alten überlieferten und neuen Rezepturen werden individuell Salben angerührt, Tinkturen oder Tropfen angemischt, Kapseln gefüllt oder auch Teemischungen nach Wunsch frisch hergestellt.

Foto: Privatbesitz
Die Berg-­Apotheke in den Sechzigern in der Dingworthstraße 38. Ab Mitte Mai werden hier die Umbaupläne von damals ausgestellt.

Für das Jubiläumsjahr haben sich die Rebentischs einiges vorgenommen. Schon seit Anfang März erhalten Inhaber einer Kundenkarte fünf Prozent Jubiläumsrabatt auf das nicht rezeptpflichtige Sortiment. Mitte Mai wird sich im Schaufenster alles um die Geschichte der Apotheke am Moritzberg drehen. Dazu findet an einem Samstag ein kleiner Sektumtrunk in der Apotheke statt. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Während der Sommermonate werden bei schönem, heißen Wetter Vitamingetränke ausgeschenkt. Im September können sich die „kleinen Kunden” bei einem Malwettbewerb für Kinder beteiligen. Die Werke werden ausgestellt und für alle Teilnehmer gibt es eine Verlosung. Im Herbst werden Tees verkostet und beim Weihnachtsmarkt wird die Apotheke mit einem Stand vertreten sein. Dazu kommen weitere kleine Überraschungen im Laufe des Jahres.

Rolf Lachenmaier
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