Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 178 · November 2007

Wir unterstützen
diesen Webauftritt:
Bäckerei Krone

Anzeigen in der
Druckversion des
Moritz vom Berge:
Anzeigenpreise

Denkmaltopographie Hildesheims erschienen

Das kulturelle Erbe im Detail

(sbr) Das Landesamt für Denkmalpflege hat kürzlich den zwanzigsten Band einer Reihe über den Denkmalbestand in Niedersachsen herausgegeben – für die Stadt Hildesheim. Trotz der schweren Zerstörungen im zweiten Weltkrieg hat Hildesheim heute über 1.000 Kulturdenkmale. Dieses Erbe dokumentiert die frisch erschienene „Denkmaltopographie”, d.h. Denkmal-­Lagebeschreibung, durch Karten, Farbfotos und beschreibende Texte. Auf knapp 300 Seiten werden denkmalgeschützte Einzelgebäude und Gruppen von baulichen Anlagen, denkmalwerte Grünanlagen und Gewässer sowie denkmalpflegerische Interessenbereiche vorgestellt.

Foto: Sabine Brand
Auf Entdeckungsreise im Stadtteil: Die kleine Bruchsteinkapelle von 1917 auf dem Friedhof Vogeler Straße ist als Schatz vergangener Zeiten im Neubaugebiet der achtziger Jahre erhalten

Die „Denkmaltopographie” lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise durch Hildesheim ein – spannend auch für Einheimische, denn viele Schätze liegen im Verborgenen oder erschließen sich erst durch die Einführung ins Detail. Etwa 500 prächtige Farbfotos führen die Kirchen und Burgen, repräsentative Verwaltungsbauten, Bürgerhäuser und typische Gebäude des Wiederaufbaus nach 1945 vor Augen. Dabei ist nicht jedes einzelne Baudenkmal abgebildet, sondern der Schwerpunkt liegt auf den beispielhaften und herausragenden. Denkmalensembles werden in Gesamtansichten vorgestellt. Die Texte des Bildbandes vermitteln geschichtliche, baugeschichtliche und räumliche Zusammenhänge der Baudenkmale – darin liegt ihre Stärke, damit öffnen sie die Augen für das Besondere eines Bauwerks.

Dem Moritzberg im weiteren Sinne – vom historischen Ortskern bis zur Zwölf-­Apostel-­Kirche – sind knapp 20 Seiten gewidmet. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen die Kirchen, die Fachwerkhäuser und bürgerliche Wohnhäuser der Königstraße, Zierenbergstraße und Mittelallee. Aber auch die U-­förmige Wohnanlage der GBG am Bergsteinweg, 1953/54 gebaut, und der U-­Block von 1926 an der Alfelder Straße werden vorgestellt. Das Phoenix-­Verwaltungsgebäude an der Bergmühlenstraße ist zwar als Denkmal kartiert, aber in Text und Bild nicht erfasst – es wurde erst während der Bearbeitung des Bandes unter Schutz gestellt. Die Bergholzwiesen und die Mittelallee, der jüdische Friedhof an der Bennostraße, der katholische an der Vogeler Straße und der Garten der Villa Windthorst sind als denkmalwerte Grünanlagen aufgeführt.

Foto: Sabine Brand
Die neue Denkmal-­Beschreibung macht mit baulichen Besonderheiten vertraut: Auch das Wohnhaus am ehemaligen Tennisplatz, Bergsteinweg 25A, steht als blockhafter Würfel von 1928, horizontal gegliedert durch umlaufende Gesimsbänder, unter Schutz

Gut verständlich wird die Entstehungsgeschichte Moritzbergs im Zusammenhang mit dem Moritzstift dargestellt. Diese sorgfältige Arbeit wird allerdings durch Pfusch an anderer Stelle – in der Kurzfassung über Moritzberg – wieder geschmälert. Dort wird eine der vielen falschen Varianten, die von der Internet-­Enzyklopädie Wikipedia bis zur Broschüre des Niedersächsischen Denkmaltags 2007 Verwirrung stiften, in Umlauf gebracht – Bischof Godehard ist nicht Bischof Hezilo, eine Kirche an sich kein Kloster.

Ein Kuriosum am Rande: Die Moritzberger Flurkreuze sind dokumentiert, aber ein Denkmal im Berghölzchen – der Gedenkstein für Wilhelm Frische und Domherr von Beroldingen, die „Retter des Berghölzchens” von 1812 – ging im Denkmalverzeichnis der Stadt verloren. Kein Wunder: Selbst Kenner der Ortsgeschichte können ihn kaum noch entdecken, denn er ist im Dickicht von Bäumchen und Büschen zugewachsen. Die Moritzberger werden sich selbst darum bemühen müssen, dass er auf dem Papier und in der Natur zu finden ist.

Die Denkmaltopographie „Baudenkmale in Niedersachsen. Stadt Hildesheim 14.1.”, ISBN 978-­3-­8271-­8262-­3, ist über den Buchhandel zum Preis von 24,90 Euro erhältlich.

© 2007 | Impressum | Kontakt