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75-Jähriges der Siedlergemeinschaft West
(sbr) Die Siedlergemeinschaft Hildesheim-West wird 75 Jahre alt. Als Zeitpunkt der Gründung gilt der Bezug der ersten Häuser im Glockenfeld im August 1933. Die Glockenfeldsiedlung, ab 1934 auch die Siedlung an der Trillkestraße, wurde als Erwerbslosensiedlung staatlich gefördert. Siedlerleben, d.h. vorstädtisches Wohnen mit großen bewirtschafteten Gärten, gab es aber schon früher „hinter der Waldquelle“. Mitglieder des Heimstättenvereins Hildesheim e.V. hatten schon ab 1922 am Birnbaumskamp gebaut.
Die Propaganda stellte die Arbeitslosensiedlungen als Erfolg der nationalsozialistischen Politik und als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme heraus. Die Siedlungen waren aber schon vor der NS-Zeit geplant und zum Teil begonnen worden.
Ab 1935 wurde die Siedlung hinter der Waldquelle um die „Gartenstadt Waldquelle“ erweitert – Reihenhausblöcke mit relativ kleinen Gärten Am Neuen Teiche. Dort zogen aufgrund von Wohnraumsanierung in der Innenstadt berufstätige Bewerber mit ihren Familien ein. Ihre Gärten waren eher zur Erholung gedacht als zur Selbstversorgung.
Alle Siedlerhäuser waren einfach, ihre Ausstattung und die Nutzung der Gärten waren zum Teil genau vorgeschrieben. Jeder Bewerber für eine Siedlerstelle musste seine Eignung nachweisen. Alleinstehende hatten keine Chance zum Erwerb eines Hauses. Der Beitritt zum Siedlerbund war damals Pflicht. Durch den Siedlerbund wurde die ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Siedlerstelle und die vorgeschriebene Teilnahme an Schulungen und Beratungen kontrolliert. Der Siedlerbund war dem Heimstätten- und Siedleramt verantwortlich, aber auch nach außen für die Siedler tätig, zum Beispiel in der Beschaffung von Saatgut und Düngemitteln.
1948 begann die Bebauung der Neunäckervörde durch Ausgebombte und Flüchtlinge, auch sie schlossen sich der Siedlergemeinschaft an. Heute sind die Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft wie inoffizielle Ortsbürgermeister tätig – in einem Stadtteil ohne Ortsrat. In den letzten Jahrzehnten vertraten sie Siedleranliegen wie die Verkehrsberuhigung oder Verhandlungen über die Erhöhung der Erbpacht, die von den Hauseigentümern an die Stadt gezahlt wird. Ende der neunziger Jahre lag die Debatte um die Konditionen für den Kauf der Grundstücke an. 1998 wurde durch eine Bebauungsplanänderung aus dem Kleinsiedlungsgebiet ein reines Wohngebiet – gegen die Bedenken der Siedlergemeinschaft. 34 Jahre lang hatte Bernward Pagel den Vorsitz in der Siedlergemeinschaft. Seit 2006 ist Elisabeth Conrady, ehemalige langjährige Bürgermeisterin der Stadt Hildesheim, die erste Vorsitzende.
Gemeinschaftssinn war in der Siedlung hinter der Waldquelle von Anfang an gefordert – dafür sorgte schon die isolierte Lage am Stadtrand, die früher nur mit weiten Fußmärschen oder Fahrradtouren bewältigt werden konnte. Die Glockenfeldsiedlung wurde in vorgeschriebener Gemeinschaftsarbeit errichtet, ehe die einzelnen, weitgehend fertiggestellten Siedlerhäuser vergeben wurden. Gefördert wurde der Gemeinschaftssinn in der Gründungszeit sicher auch durch die Einförmigkeit, die ursprünglich im Hausbau, in der Gartengestaltung sowie durch die verordneten Pflichten vorgegeben war.
Vom Ende der 1950er Jahre an durften die großen Grundstücke in der Siedlung geteilt werden. Die Kleinviehhaltung und der Gemüseanbau gingen zurück, die Gärten wurden zunehmend zur Zierde und für die Erholung gestaltet. Der Siedlerverein ist zum Zentrum der geselligen Treffen und Freizeitangebote wie Sonntagsfrühstück, Frauennachmittag und Seniorengruppe geworden. Die jährlich wiederkehrenden Feste der Siedlergemeinschaft prägen das Gemeinschaftsleben. Seit 1999 gibt es einen Gemeinschaftsgarten am Ende der Trillkestraße, seit 2000 ein eigenes Siedlergemeinschaftshaus. Das „Wir-Gefühl“ ist auch nach 75 Jahren lebendig – nicht durch Verordnung, sondern aus Lust und Freude an der Nachbarschaft.
Zum 75-jährigen Jubiläum gibt die Siedlergemeinschaft eine Festschrift heraus. Mit einem dreitägigen Festprogramm wird das Jubiläum vom 15. bis 18. August in der Siedlung gefeiert.
Jubiläumsprogramm
Festprogramm