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Literatur in der Gummifabrik
Es ist erstaunlich, was Enthusiasmus und Einsatzwille an einer stillgelegten Produktionsstätte bewirken können. Den Studierenden des Studiengangs Kulturjournalismus und Kreatives Schreiben ist es innerhalb kurzer Zeit gelungen, das verlassene Phoenix-Gelände in einen Ort der Kultur und Kommunikation zu verwandeln. Spielerisch übernahmen sie einen Teil der Gebäude und des Außengeländes und gestalteten sie neu.
Vom 22. bis 25. Mai fand auf dem ehemaligen Fabrikgelände das Literaturfestival „Prosanova“ statt. Zum zweiten Mal veranstalteten die OrganisatiorInnen der Literaturzeitschrift „Bella Triste“ und Lehrende der Universität Hildesheim dieses pompöse Festival für junge Literatur. Mit dem Fokus auf „Poesie und Position“ erforschte Prosanova auf über 30 Veranstaltungen die Literatur der jüngsten Autorengeneration.
Beim Betreten des Geländes von der Pappelallee aus fielen dem Besucher zunächst die gemütlichen Sitzecken auf, die in einem lebendigen Kontrast zu der alten Nutzung standen. Tischtennisplatten, Sofas und Sessel – auf den ersten Blick wahllos in die Gartenlandschaft verteilt – luden die BesucherInnen dazu ein, einen neuen Blick auf die veralteten Gebäude zu werfen.
Wochenlang hatten die OrganisatorInnen und viele Helfer geschuftet, um aus den wenig einladenden Werkshallen – u.a. die Paschenhalle – bespielbare Orte zu gestalten. Atmosphärisch warm und spielerisch leicht packte den Besucher die Stimmung dieses bereits verlassenen Ortes. Überhaupt hatten die OrganisatorInnen ein deutliches Augenmerk auf die ästhetische Wirkung des Festivals gelegt. So konnte man aus kleinen Boxen Lose ziehen, die mit Literaturbeispielen der eingeladenen Autoren bedruckt waren – jedes Los also ein Glückslos. Ein Teil der Paschenhalle war mit weißen Fußabdrücken übersät, sonst nichts war in dieser Halle zu sehen.
Die Qualität der Lesungen und anderer Vorträge stimmte auf diesem Festival allerdings nicht immer. ‚Mehr Schein als Sein‘ gingen mir als Besucherin der samstäglichen Veranstaltung „Poesie und Position“ durch den Kopf. Gerettet wurde der Abend später durch die Band „Superpunk“, die mit herrlich unprätentiös selbstkritischen Texten glänzte – und keinen Punk spielte. Und ganz zum Schluss gab es noch einen Poetry Slam, bei dem wenigstens einer der sechs jungen Autoren echtes Talent zum Schreiben und Vortragen erkennen ließ. So gesehen musste man nur ausreichend Durchhaltevermögen zeigen, um an die kleinen Perlen dieses Festivals zu gelangen.
Trotz aller Kritik an den Inhalten der Veranstaltungen: Die Studierenden haben es vermocht, dem in Auflösung begriffenen Phoenix-Gelände einen letzten Glanz zu verleihen.
Begehung mit dem SPD-Ortsverein
Die schönsten Türen