Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 186 · Juli/August 2008
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Aus dem Schulgarten der Waldorfschule

Seltenheiten und Sortenvielfalt

(sbr) Kürbis- und Tomatenpflanzen, Zucchini, Kohl, Salat, Kohlrabi, Gewürzpflanzen und Sommerblumen haben die Schüler der sechsten, siebten und achten Klasse der Waldorfschule im Mai in ihrem Schulgarten zum Verkauf angeboten. Alle Pflanzen wurden im Gartenbauunterricht mit Lehrer Klaus Heisig selbst gezogen. Der Frühjahrsverkauf fand zum dritten Mal statt – bei den Schuleltern und der Moritzberger Nachbarschaft ist er sehr beliebt.

Durch den direkten Kontakt mit den Kunden erleben die Schüler und Schülerinnen, dass ihre Arbeit hoch geschätzt wird. Und Gartenbaulehrer Heisig kann sein spezielles Anliegen vermitteln: die Kenntnis der Sortenvielfalt und seltener Gemüse wie zum Beispiel Pastinaken. 10 Sorten Tomaten wurden großgezogen; gewöhnliches, rötliches sowie kleinwüchsiges, besonders aromatisches Basilikum stand zum Verkauf.

Foto: Sabine Brand
Foto: Sabine Brand

Im Schulgarten wird ab Klasse 6 gearbeitet, zusätzlich gibt es eine Arbeitsgemeinschaft ab Klasse 5. Der „Blumenkreis“ hat unter anderem das praktische Ziel, genügend Blumenschmuck für die Klassenräume heranzuziehen. Dafür soll ein neues Staudenbeet im Zentrum des Schulgartens angelegt werden.

Das schuleigene Gewächshaus und die Beete liefern auch Gemüse und Gewürze für den Eigenbedarf. Am Anfang der Gemüsezucht stand vor Jahren eine Wunschliste der Schulküche, in der täglich um 100 Portionen Mittagessen ausgegeben werden. Auch die Lagerung der Ernte und die Kompostierung von organischen Abfällen ist Teil des Unterrichts. In den Sommerferien sorgt ein Pflegedienst unter Beteiligung der Schuleltern für die Zöglinge in Gewächshaus und Schulgarten.

Die Schüler der unteren Klassen sind in ein anderes praktisches Projekt im Schulgarten eingebunden: Im Sommer sind mehrere Schafe zu Gast – Coburger Füchse, eine vom Aussterben bedrohte Rasse, von Familie Hoppe auf dem Rottsberg. Zwei Lämmer wurden in diesem Jahr geboren. Reihum werden die Tiere von den Viertklässlern versorgt, das erzieht zu Verantwortungsbewusstsein. Die Moritzberger Nachbarschaft nimmt regen Anteil am Tierleben auf dem Schulgelände: Mütter mit Kindern und Senioren, selbst im Rollstuhl, kommen zu Besuch, um die Schafe anzugucken.

In der Oberstufe wird das Propfen gelernt. Die praktischen Übungen gipfeln in der Veredelung von zwei Apfelbäumchen durch jeden Schüler. Je einer der nach zwei Jahren herangewachsenen Hochstämme darf mit nach Hause genommen werden, die anderen werden an Eltern oder Nachbarn abgegeben. Besonders am Herzen liegen Klaus Heisig die alten, selten gewordenen Apfelsorten, speziell die „Hildesheimer Goldrenette“. Eins der wenigen davon erhaltenen Exemplare hat er im Garten der Villa Windthorst gefunden.

Gartenbaulehrer Heisig ist voller Pläne: „Ich würde gern ein Projekt starten, in dem der Bestand an alten Obstbaumsorten auf dem Moritzberg erhoben wird – solange es sie noch gibt. Auch am Trillke-­Gut haben wir vor Beginn der Neubebauung die alten Bäume erfasst, Reiser zur Veredelung geschnitten und so die alten Sorten erhalten.“

Ab Herbst 2008 bekommt der Gartenbaubereich der Schule zusätzliche Unterstützung: Katja Schelm aus Steyerberg wird eine Einjahresstelle für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr antreten und in dem einen oder anderen ökologischen Projekt in der Schule und im Schulumfeld mitarbeiten.

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