Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 191 · Januar 2009
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Ein Denkmal neu entdeckt

(sbr) Seit Wochen ist er wieder sichtbar: der Gedenkstein für die „Retter des Berghölzchens“ am Kammweg des Moritzberger Wäldchens wenige Schritte südlich des Berghölzchen-­Hotels. Heinzelmännchen haben ihn anscheinend über Nacht freigeschnitten – im Dickicht nachwachsender junger Bäumchen war er jahrelang kaum wiederzufinden. Selbst die Denkmalschutzbehörde hatte den Findling mit Inschrift vergessen, weil er ursprünglich nur als Naturdenkmal erfasst war. Nach einem Hinweis von Anwohnern ist der Gedenkstein nun in die aktuelle Liste der Baudenkmale aufgenommen worden.

Foto: Sabine Brand
Foto: Sabine Brand

Der 50 bis 60 Zentner schwere „erratische Block“ war beim Bau der Gelben Schule an der Bennostraße 1913 gefunden und zunächst unter der Linde an der Bergstraße aufgestellt worden. Mit einer Inschrift versehen erhielt er im Dezember 1913 seinen heutigen Standort im Berghölzchen. „Franz Wilhelm Frische“, „Sigismund von Beroldingen“ und die Jahreszahl „1812“ sind auf ihm genannt. Frische war Wegebaumeister, von Beroldingen Domherr. Die beiden Herren verhinderten nach 1810 den Verkauf des Berghölzchens an einen Zimmermann, der es abholzen lassen wollte, um Ackerland daraus zu machen. Wilhelm Frische machte den Freiherrn von Beroldingen auf die drohende Gefahr aufmerksam, von Beroldingen – der über das notwendige Geld verfügte – kaufte das Waldgelände um den jüdischen Friedhof und oberhalb des Katztors und stellte es für die öffentliche Nutzung zur Verfügung. Nach seinem Tod ging das Berghölzchen ins Eigentum der Klosterkammer über, gut 50 Jahre später dann durch Tausch an die Stadt Hildesheim.

Wilhelm Frische, der Initiator des Rettungskaufes, wird als starke Persönlichkeit mit vielseitigen Interessen bezeichnet. Er führte auch die Bepflanzung der Landstraßen um Hildesheim mit Obstbäumen ein. Die alte Apfelchaussee, die vom Moritzberg zum Trillke-­Gut führte und früher als Kirchenweg benutzt wurde – sie verschwand nach und nach bei der Anlage der Mittelallee –, ist ebenfalls von Frische geschaffen worden. Im Andenken an Wilhelm Frische und von Beroldingen sind auch zwei straßen unterhalb des Berghölzchens benannt.

Noch ein zweites steinernes Denkmal, das alte Prozessionskreuz südlich des jüdischen Friedhofs, wartet im Waldesdickicht auf die Wiederentdeckung durch Heinzelmännchen – oder durch Mitarbeiter des städtischen Grünamtes.

Quellen:
Heimatbeilage der HAZ vom 25. Mai 1956
Jutta Finke in: Moritz vom Berge, Nr. 12, April 1991

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