Der Verlag:
Unser Tipp:
Unterstützer für die Webversion:
Anzeigenpreise für die Druckversion:
Anzeigenpreise
Stadtumbau Moritzberg
Was heißt hier „stadtbildprägend“?
(sbr) Seit Mai 2008 gibt es eine neue niedersächsische Förderrichtlinie zum „Stadtumbau West“, dem städtebaulichen Förderprogramm des Bundes für den deutschen Westen. In der neuen Förderrichtlinie taucht der Begriff „stadtbildprägende Gebäude“ auf. Er umfasst eine größere Gruppe von Bauwerken als die enge Kategorie „denkmalgeschützte Gebäude“ – und zwar alle Bauten, die wegen ihres typischen Äußeren und aufgrund ihrer Geschichte einem Ort seine einmalige Identität geben.
Ein Teil des Moritzbergs, mit dem Phoenixgelände, wird zehn Jahre lang durch den „Stadtumbau West“ gefördert (zu den Grenzen des Fördergebietes siehe Moritz vom Berge, Januar 2009, auch im Internet unter www.moritzvomberge.de).
Stadtbildprägende Gebäude am Moritzberg werden dabei besonders beachtet. Ihre Erhaltung, Pflege und Gestaltung liegt im öffentlichen Interesse und kann deshalb mit Fördergeldern unterstützt werden. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Hildesheim und dem Planungsbüro ANP aus Kassel hat sich eine Arbeitsgruppe von Moritzbergern das Thema „Stadtbildprägende Gebäude“ vorgenommen. Moritz vom Berge stellt eine – luftig und lose gefädelte – Kette von Häusern und Bauwerken vor, die es wert sind, als „stadtbildprägend“ betrachtet zu werden. Dabei handelt es sich um Tipps, die nicht ausschließlich gemeint sind. Nach einer Wanderung entlang der Westgrenze des Fördergebietes im vorliegenden Artikel setzt „Moritz“ die Reihe im März und April fort.
Wer Moritzberg von der B 1 im Norden ansteuert, trifft auf straßenzüge mit teils recht einheitlich erhaltener typischer Bebauung: die – meist roten – Ziegelhäuser am Krehlaberg. Sie sind Zeugen des enormen Wachstums des Ortes gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die Gummifabrik und die Hildesheimer Zuckerraffinerie den Zuzug von Industriearbeitern anlockten. Innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelte sich damals die Einwohnerzahl von Moritzberg. Der Krehlaberg, die Elzer Straße und der Bergsteinweg wurden bebaut. Jeder einzelne dieser „Neubauten“ von cirka 1880 bis 1910 ist prägend für das Ortsbild, insofern er nicht in den letzten Jahrzehnten verkleidet wurde. Die Ziegel-Wohnhäuser auf der Westseite der Elzer Straße liegen allerdings wenige Meter jenseits des zukünftigen Fördergebiets für den Stadtumbau.
Ein Gebäude auf der Ostseite der Elzer Straße – innerhalb der Grenzen des Fördergebiets – greift den Baustil aus der Zeit der Industrialisierung auf ganz eigene Weise auf: Elzer Straße 109, das ehemalige Elektrizitätswerk von Moritzberg, heute in städtischem Besitz. Ab Dezember 1897 versorgte es zwölf Jahre lang den Moritzberg mit Strom – und stürzte die Gemeinde in tiefe Schulden. Nach der Eingemeindung Moritzbergs war es noch „elektrische Verteilungsstelle“ und beherbergte im ehemaligen Maschinenraum die Turnfreunde. 1919 wurde es zum Kinderhort umgebaut – er blieb dort bis zum Umzug 1961 in die Zierenbergstraße.
Ein paar Schritte zurück in Richtung Norden zeigt ein großes Wohngebäude der GBG, Elzer Straße 106 – 108, frisch renoviert die Schönheit der Neubauten der 1920er Jahren. Sie wurden hier speziell für kinderreiche Familie gebaut. In Richtung Süden beherrschen wieder die Ziegelhäuser der Industrialisierung das Bild der Elzer Straße – außerhalb der Grenzen des Fördergebietes.
Ecke Elzer Straße / Maschstraße – und zum Fördergebiet gehörig – folgt ein Bauwerk, das zur Zeit seiner Entstehung zweifellos ein Prunkstück war: der ehemalige Kronenhof, einst mit Vorgarten, dann mit einer Terrasse für die Außenbewirtschaftung. Stadtbildprägend steht der Bau noch heute wie ein Schiffsbug über dem vorbeirollenden Verkehr. Durch Unterstützung der Außengestaltung könnte er wieder aufgewertet werden.
Weiter nach Süden folgen beidseitig der Elzer Straße, im Fördergebiet, wieder die typischen Ziegelhäuser des 19. Jahrhunderts, viele unverkleidet im weitgehend ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten, zum Teil sorgfältig saniert, hin und wieder sogar mit eingepassten Rundbogenfenstern.
Instandsetzungsmaßnahmen am äußeren Erscheinungsbild dieser stadtbildprägenden Häuser könnten in den nächsten zehn Jahren gefördert werden – Arbeiten an Fassaden, Eingangsbereichen, Dächern und Außenanlagen also. Das Ziel dieser Förderung ist beim Stadtumbau West nicht die Modernisierung, sondern die Verbesserung der baulichen, der städtebaulichen und der Umweltqualitäten.
Zur Artikelübersicht