Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 194 · April 2009
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Denkmalschützer mit Herz und Seele

(sbr) Walter Nothdurft, fast 29 Jahre lang städtischer Denkmalschützer, ist im März in den Vorruhestand gegangen. In Himmelsthür aufgewachsen lernte er Maurer, erwarb die Fachhochschulreife in Abendkursen, studierte an der Ingenieur-Akademie (heute HAWK) in Hildesheim Bauwesen und, nach einigen Jahren als Bauleiter in Großprojekten, an der TH Hannover Architektur. Nach kurzer Tätigkeit in der Stadtverwaltung Peine landete er 1980 im Planungsamt der Stadt Hildesheim – und blieb.

Mit dem Moritzberg ist Nothdurft auf besondere Weise verbunden – äußerlich sichtbar zunächst einmal durch seine Diplomarbeit an der Technischen Hochschule: „Die Geschichte des Moritzberges bei Hildesheim“ heißt der erste Band und „Moritzberg – Denkmalpflegerische Zielplanung“ Band zwei. Neben den Schriften von Pfarrer Christian Köhler war diese unveröffentlichte Arbeit eine Fundgrube für das neu erwachte Geschichtsbewusstsein der Moritzberger Ende der achtziger Jahre – begierig gelesen, vielfach kopiert und oft verschenkt.

Was das neue Wissen um die eigene Geschichte des Berges in der Folgezeit bewirkte, verfolgte Nothdurft mit Freude. An den ersten straßenfesten in der Bergstraße – ab 1987 – nahm er persönlich teil. Mit überlegtem Rat und fachlicher Hilfe begleitete er viele Initiativen zur Erhaltung der alten Bauwerke des Moritzberges, glättete Auseinandersetzungen mit der Stadtverwaltung, seinem „Brötchengeber“, und spann Ideen weiter, stellte Kontakte her. Oft knatterte sein Moped die Bergstraße hoch oder er schaute aus purem Interesse auf dem Heimweg nach Himmelsthür mit dem Fahrrad vorbei.

„Walter Nothdurfts breiter Rücken kann Sie nicht mehr decken“, dröhnte im Frühjahr 2008 Stadtbaurat Kulenkampff, verständnisvoll und schroff zugleich, als es darum ging, dass nicht mehr „jeder Hinz und Kunz“ im Felsenkeller herumgeistern dürfe. Der Denkmalschützer war krank und der „Stil“ innerhalb der Stadtverwaltung hatte sich geändert.

Kunst, Kultur und regionale Geschichte – diese Verbindung liegt Walter Nothdurft. Ehrenamtlich arbeitete er intensiv im Hildesheimer Heimat- und Geschichtsverein, im Kunstverein und im AcKu e.V. mit. Er war mit Herz und Seele bei der Arbeit – zwischen Beruf und persönlichem Engagement war kein Bruch zu entdecken. Die Kommunikation war leicht und unbürokratisch, kein Statusdenken – für Nothdurft zählte die Sache und der persönliche Kontakt. Seine Ideen zu Projekten in der Stadtteilarbeit und im Denkmalschutz sprudelten.

Das ist nicht unbedingt Vergangenheit. Nothdurft lebt in Hildesheim und ist an verschiedenen Initiativen beteiligt, hat jetzt vielleicht sogar mehr Zeit dafür. Kürzlich war er am Moritzberg, um mit dem AcKu-Verein das Phoenix-Verwaltungsgebäude als mögliches Vereinsdomizil zu erkunden. Zwar hat AcKu sich anders entschieden, aber ein kleiner Lichtblick war der Besuch trotzdem – auf das Fortleben des persönlichen Engagements, der Wärme und der Unkompliziertheit von Expertentum in allgemein recht unpersönlichen, kühlen Zeiten.

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