Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 214 · April 2011
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Das Wappen des Stadtfleckens Moritzberg

(sbr) Am 3. Oktober 1652 verlieh Kaiser Ferdinand III. „den Bürgern und Einwohnern des Stadtfleckens S. Mauritiy oder Zierenberges vor der Stadt Hildesheim“ – „ihnen und ihren Nachkommen in infinitum“ (in Ewigkeit) – Wappen und Siegel. Dadurch wurde das Streben der Bürgergemeinde nach Selbstverwaltung, nach mehr Selbstständigkeit gegenüber den geistlichen Herren im Moritzstift, entschieden gestärkt.

Dombibliothek Hildesheim, Urkunden C II 5
Das Wappen von 1652
Dombibliothek Hildesheim, Urkunden C II 5

Die Bürger wurden selbstbewusster – 1696/97 wurden Streitigkeiten um die Selbstverwaltung sogar vor verschiedenen Gerichten ausgetragen.

Die Urkunde über die Verleihung des Rechtes, ein eigenenes Wappen und Siegel zu führen, ist mit der farbig gemalten Vorlage des Wappens in der Hildesheimer Dombibliothek erhalten. Das verliehene Wappen wird so beschrieben:

„Das Bildtnuß der Heiligen Jungfrawen undt Martyrinnen Sanctae Margarethae als Patroninnen der Pfarr- undt Bürgerkirchen mehrgedachten Berges, habendt auf Ihrem mit goltgelben haren gezierten Haubte eine güldene Kronen, angethan mit einem braunen Rock undt darüber gehengten blawen Mantell; haltend in der Rechten einen Matyrzweig vom grünen Palmbaum, sonsten mit beiden Handen ein Schilt mit einem schönen grünen dreyfach erhöheten Berg, dessen erster Hügel mit dreyen rohten Rosen der ander mit dreyen leibfarbigen Waldtlilien – auf latein inter spinas – genandt – der dritte mit drey Violen wolgezieret, mitten an dem Berge ein Schwartzer Drache mit feuerfarbigen Füssen, welcher in seinem geöffneten Rachen eine weiße das gelbe und rohte feldt gleich voneinanderschneidende Sperstangen mit einer blawen Fahnen mit eingelegtem weißen Creutz stehendt hatt und seinen gepfeileten Drachenschwantz empor zwischen den lilien und violen Berg über sich kehret.“ (Dombibliothek Hildesheim – Urkundenabteilung C II 5)

Moritzberg wurde früh eingemeindet, es sicherte sich nicht das Recht, sein Wappen im Rathaus aufzuhängen. Das Recht, zwei Abgeordnete als eigene Vertretung in den Rat der Stadt zu wählen, war zwar im Eingemeindungsvertrag zugesichert, verflüchtigte sich aber in den 1930er Jahren. Erst nach der Niedersächsischen Verwaltungsreform Ende der 1960er Jahre wurde es üblich, dass die eingemeindeten Orte ihren Ortsrat wählten.

Entwurf: Lutz Engelhardt
Das Wappen von 2011
Entwurf: Lutz Engelhardt

Für die Moritzberger Feuerwehr hat 1989 Bernward Muthig das Wappen von 1652 gemalt, es hängt seitdem im Feuerwehrhaus Elzer Straße 109. Hans Macke, langjähriger Moritzberger CDU-Ratsherr, wünschte sich Anfang der 1990er Jahre, das Moritzberger Wappen im Ratssaal neben den Wappen der anderen (spät) eingemeindeten Orte wie Achtum oder Himmelsthür aufzuhängen. Für ihn bedeutete das eine Stärkung des Selbstbewusstseins der Moritzberger gegenüber der zentralen Verwaltung durch die Stadt Hildesheim. Er konnte seinen Traum nicht mehr umsetzen, er starb 1992.

Zur Feier der 100-jährigen Eingemeindung Moritzbergs in 2011 ging der Verein Kultur und Geschichte vom Berge e.V. Hans Mackes Idee an: Grafik-Designer Lutz Engelhardt entwarf eine modernisierte Variante des alten Wappens. Am 1. April wird dies Wappen in einem Umzug vom Moritzberg zum Rathaus gebracht und dort in einer Feier an den Oberbürgermeister überreicht.

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