Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 216 · Juni 2011
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Zur Bedeutung des Moritzberger Wappens

Teil 2: Die Vorgeschichte

(sbr)1652 gab Kaiser Ferdinand III. der Moritzberger Bürgergemeinde das Recht, ein Wappen und ein Siegel zu führen. Dieses Recht hatten bis dahin nur die geistlichen Herren oben auf dem Berge im Stift St. Mauritius gehabt. Die Bürger erhielten nun ihr eigenes und ganz anderes Wappen als die Stiftsherren. Dadurch wurde ihnen zum ersten Mal eine eigene Identität und formell eine gewisse Selbstverwaltung zugestanden.

Dombibliothek Hildesheim, Urkunden C II 5

Das Stift St. Mauritius hatte zu dieser Zeit schon lange ein Siegel: Es zeigt den heiligen Mauritius, der nach der Überlieferung um 290 nach Christus für seinen christlichen Glauben starb. Der heidnische römische Kaiser ließ ihn mit einigen Hundert seiner Soldaten auf einem Feldzug in den Alpen enthaupten, weil sie nicht an einem heidnischen Opfer teilnehmen wollten. Mauritius, der christliche Nordafrikaner in römischen Diensten, wird auf den Siegeln des Stifts und als Skulptur in der Kirche und an mancher Moritzberger Hauswand mit der Lanze dargestellt, manchmal auch mit Schwert und Lanze. Mauritius gilt als Patron der Soldaten, der Messer- und der Waffenschmiede. Mauritius heißt auf Deutsch: Moritz.

Das Wappen, das die Bürgergemeinde 1652 erhielt, wird in dem zugehörigen Wappenbrief als Geschenk der heiligen Magaretha präsentiert. Margareta von Antiochia ist in mancher Hinsicht das weibliche Gegenstück zu Mauritius. Sie lebte etwa zur selben Zeit; auch sie starb als Zeugin für ihren christlichen Glauben. Nach der Legende war sie eine sehr schöne junge Christin, die wegen ihres Glaubens vor Gericht stand und von dem Richter oder Stadtpräfekten heftig begehrt wurde. Als sie dessen Werben zurückwies, wurde sie gefoltert. Ihre Wunden verheilten auf so wunderbare Art, dass es Aufsehen erregte und die Bevölkerung sich massenhaft taufen ließ. Schließlich wurde Margareta enthauptet.

Auf dem Moritzberg war der heiligen Margaretha eine kleine Pfarrkirche geweiht – auf dem Gelände der späteren Villa Windthorst. Die Mauritiuskirche war für die Stiftsherren reserviert; die nicht geistlichen, bürgerlichen Bergbewohner gehörten hingegen zur Margarethenkirche und wurden auf dem Margarethenkirchhof begraben. Die heilige Margaretha war also schon vor 1652 die Schutzheilige der katholischen Bürger von Moritzberg. Sie trägt ein anderes Siegeszeichen in der Hand als der heilige Mauritius: einen Palmwedel als Symbol für ihren Sieg durch Tod und Auferstehung. Die heilige Margaretha gilt als Patronin der Bauern und der Frauen. Der Wappenbrief von 1652 zeigt sie als strahlende junge Frau mit Krone, die das Wappen wie ein aufgeschlagenes Buch vorstellt. Sie überbringt ein erstaunliches Wappenbild – die Art, wie sie es den Bürgern zeigt, wirkt, als überbringe sie in einem Bilderrätsel versteckt eine Botschaft, eine Art Gebrauchsanweisung.

Teil 3 folgt in der Juli-Ausgabe des „Moritz“.

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