Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 229 · Juli/August 2012
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Dioxinbelastung an der Pappelallee

Bodenvergiftung wandert in die Tiefe

(sbr) Der Boden des alten DJK-Sportplatzes an der Pappelallee muss saniert werden – dort wurde in den 1960er Jahren der Belag „Kieselrot“ der Firma „Balsam AG“ aufgetragen. 1991 stellte sich heraus, dass dieser rote Rückstand aus der Kupfergewinnung im letzten Weltkrieg hochgradig dioxinhaltig ist.

Der erste Schritt auf dem Weg zur Bodensanierung wurde kürzlich getan – und er macht starken Druck zum Handeln. Das neu erstellte Altlasten-Gutachten zeigt, dass die Bodenverhältnisse sich drastisch verschlechtert haben. Vor knapp vier Jahren war ein Gutachten erstellt worden, dass die endgültige Schließung der Sportplätze Anfang 2009 zur Folge hatte. Das Gutachten hatte nachgewiesen, dass auch eine knapp zehn Zentimeter dicke Schutzschicht, die 1997 auf dem hinteren Hartplatz aufgetragen worden war, Dioxin enthielt – offensichtlich hatte eine Durchmischung nach oben stattgefunden (s. www.moritzvomberge.de, Ausgabe April 2009).

Sportplatz

Die Sportplätze an der Pappelallee im Juni 1991, als die Dioxinverseuchung bekannt wurde
Fotos (2): sbr

Das neue Gutachten von 2012 zeigt nun: Die Bodenbelastung hat sich weiter ausgebreitet. Die Durchmischung der Schichten erfolgt nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Die vielen Lebewesen im Boden – von den Mikroorganismen und Algen über Regenwürmer bis zu Maulwürfen und Hamstern – arbeiten sich durch das Erdreich und tragen das Gift immer tiefer hinein: Die stark dioxinbelastete Schicht soll – nach offiziell nicht bestätigten Angaben – nun mindestens doppelt so dick sein wie vor vier Jahren!

Sportplatz
1997 wurde eine „Schutzschicht“ aufgetragen, elf Jahre später hatte das Dioxin sich nachweislich damit vermischt.

Das Problem wächst mit jedem Tag, der verstreicht. Die Pflanzen auf dem ungenutzten Platz graben ihre Wurzeln beständig tiefer und im nächsten Winter wandern die Bodentiere wieder nach unten in wärmere Bereiche. Der Abstand der verseuchten Schichten zum Grundwasser wird kleiner. Und wie sich die Verdauung dioxinhaltiger Erde durch Lebewesen auswirkt, ist nicht erforscht – manche Experten befürchten, dass Dioxin könnte dadurch mobilisiert werden.

Allerhöchster Handlungsbedarf also für die Stadt Hildesheim – das Geld für die Abtragung des Bodens kann nicht das Problem sein. Die Planer des Stadtumbau West hatten seit Förderbeginn nicht nur die Altlasten des Phoenixareals, sondern auch die Bodenbelastung der Sportplätze im Visier. Fördergelder sind eingeplant – die benötigte Summe dürfte allerdings nach den Erkenntnissen des neuen Gutachtens im Millionenbereich liegen.

Die fortschreitende Vermischung der Bodenschichten macht auch Druck auf die Sanierungskosten: Je länger man wartet, um so mehr Erde muss entfernt werden. Und: Die Sondermülldeponie der Umweltdienste Kedenburg bei Sarstedt kann den „kieselrot“-verseuchten Boden zur Zeit noch aufnehmen, das Ende ihrer Laufzeit ist aber in Sicht.

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