Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 240 · August 2013
Innovatives Wohnen am Moritzberg
Phoenix-Siedlung wird Modell für die Zukunft
(sbr) Hinter dem Parkplatz zwischen den Märkten entsteht das erste neue Wohngebäude auf dem Phoenixgelände: ein Punkthaus, um dessen Kern mit Treppenhaus und Fahrstuhl herum die Wohneinheiten angeordnet sind. Dahinter werden zunächst drei mehrgeschossige Hausriegel folgen, insgesamt sollen zehn bis zwölf Blöcke mit 150 bis 200 Wohnungen auf dem ehemaligen Phoenix-Gartengelände zwischen Maschstraße, Pippelsburg und Bundesstraße 1 entstehen. „Hier wird innovatives Wohnen möglich“, kündigt Prof. Dr. Helmut Lessing vom Institut für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik der Universität Hildesheim an – und so hat er auch sein Forschungsvorhaben benannt: „Innovatives Wohnen am Moritzberg“.
Lessings Projekt soll nachweisen, dass die eigenständige Versorgung eines Wohngebietes mit erneuerbaren Energien nicht nur technisch möglich, sondern auch betriebswirtschaftlich lohnend ist. Vier Bundesministerien stützen das Modellvorhaben, an vorderster Stelle das Ministerium für Umweltschutz (BMU), denn es geht um Umwelttechnologie – um intelligentes Wohnen und Energiemanagement, das die Umwelt entlastet.
Im Einzelnen sind im Verbundvorhaben Moritzberg viele Komponenten miteinander kombiniert. Die Smart-Home-Technologie – der Einsatz schlauer Haustechnik – macht besonders für ältere Leute das Wohnen komfortabler. Man kann vieles in der Wohnung vorprogrammieren und aus der Ferne steuern, zum Beispiel die Heizung, die Alarmanlage, die Jalousien, die Wasserspülung, das Haustürschloss. Das gibt den Bewohnern das Gefühl von Einfluss und Sicherheit. Unter Umständen lässt sich dadurch auch das Energiemanagement verbessern.
Für die neue Siedlung ist ein Arealnetz vorgesehen, das die Wohnungen weitgehend autark und ohne CO2-Emissionen mit erneuerbaren Energien versorgt. Zu diesem Netz gehören ein Energiegebäude mit einem Blockheizkraftwerk mit integrierter Kraft-Wärme-Koppelung, eine Photovoltaikanlage, Wärme- und Stromspeicher sowie die Vernetzung der Wohneinheiten in puncto Wärme, Strom und Kommunikation. Ein Biogasbrenner kann im Winter zusätzlich in Betrieb genommen werden, um Wärme zu erzeugen. An Ladestationen können Elektromobile mit lokal erzeugtem Strom versorgt werden.
Als Projektkoordinator will Lessing vor allem eins: überzeugen. Er muss mit seinen Konzepten überzeugen, denn er braucht Partner, die sich darauf einlassen, beim Wohnungsbau etwas Neues auszuprobieren – Investoren und Unternehmen, die für neuartige Problemlösungen offen sind. Die hat er für für die Wohnsiedlung am Fuß des Moritzberg gefunden: mit der Hanseatic Group als Eigentümer des Geländes und als Investor, mit der Inensus GmbH in Goslar, einem jungen Unternehmen für die Entwicklung dezentraler Energiesysteme, und mit der INGA in Hameln, einer Ingenieursgesellschaft, die eingesprungen ist, als die Hildesheimer EVI sich aus dem Projekt zurückzog. Vierter Partner ist die Stiftungsuniversität Hildesheim selbst. Bereits eineinhalb Jahre hat die Vorlaufzeit mit den Kooperationsvereinbarungen und den Anträgen an den Bund bis zum Bewilligungsbescheid gedauert. Immer wieder hebt der Forscher und Projektleiter den unternehmerischen Mut der Hanseatic Group hervor. In Wolfsburg, so erzählt er, warte das Stadtplanungsamt bereits auf erste Ergebnisse vom Moritzberg, um sie in die Planungen für 600 neue Wohnungen umzusetzen.
Seit dem Baubeginn ist es Lessings Aufgabe, die praktische Umsetzung der Planungen zu unterstützen, bei den Einbauten zu beraten. Wenn die ersten Häuser bezogen werden, muss er wieder Überzeugungsarbeit leisten. Was für Energiespareffekte die Technik bringt, muss erst festgestellt werden. Lessing erstellt die Analysen für das, was dort ausprobiert wird. Er wertet aus, ob das Energieversorgungskonzept überzeugt – ob es sich lohnt, es auch anderswo einzusetzen. Zur Rückmeldung für die Bewohner sind ihre Wohnungen mit Monitoren ausgestattet, die den Energieverbrauch anzeigen. Durch diese Informationen über die im Haushalt eingesetzte Technik verändern sich möglicherweise die Gewohnheiten der Nutzer, so ergeben sich neue Einsparmöglichkeiten.
Hinzu kommt eine gemeinsame Forschungsarbeit mit dem Fachbereich Psychologie der Universität Hildesheim. Über mehrere Jahre wird eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Britta Reinecke, im Rahmen ihrer Doktorarbeit eine Akzeptanzstudie erstellen. Dafür erfragt sie die Einstellungen der Anwohner von Moritzberg und der künftigen Bewohner der Siedlung zu innovativen Technologien im Wohnbereich. Die Studie wird die neue Siedlung über einen längeren Zeitraum begleiten. Sie soll Aufschluss darüber geben, wie alltagstauglich die neuen Technologien sind und ob sie in der Bevölkerung Zustimmung finden.
Ein erstes Anschreiben an die Bewohner des Stadtteils Moritzberg wird zusammen mit einem Teil der Auflage des aktuellen Moritz vom Berge verteilt. Projektkoordinator Lessing und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Britta Reinecke bitten darin um Mitarbeit.
Lessings Projekt soll nachweisen, dass die eigenständige Versorgung eines Wohngebietes mit erneuerbaren Energien nicht nur technisch möglich, sondern auch betriebswirtschaftlich lohnend ist. Vier Bundesministerien stützen das Modellvorhaben, an vorderster Stelle das Ministerium für Umweltschutz (BMU), denn es geht um Umwelttechnologie – um intelligentes Wohnen und Energiemanagement, das die Umwelt entlastet.
Im Norden des Phoenixgeländes entsteht eine Wohnsiedlung, in der – in Zusammenarbeit mit der Universität – neue Formen der Energieversorgung und des Energiemanagements erprobt werden
Für Lessing ist das Vorhaben ein „Schaufensterprojekt“, das Vorbildcharakter für andere Städte haben wird, wenn es positive Ergebnisse bringt. Neu ist die Verbindung von drei anspruchsvollen Zielen in dem geplanten Phoenix-Wohnquartier. In den Gebäuden wird „Smart-Home“-Technologie eingesetzt. Außerdem soll ein eigenes lokales Energiesystem Wärme und Strom CO2-neutral auf dem Gelände produzieren. Mit der überschüssigen Energie können auch noch Elektrofahrzeuge betrieben werden. Die Umsetzung aller drei Technologien in einer Wohnsiedlung wurde Dr. Lessing zufolge noch nirgendwo in Europa verwirklicht.Foto: sbr
Im Einzelnen sind im Verbundvorhaben Moritzberg viele Komponenten miteinander kombiniert. Die Smart-Home-Technologie – der Einsatz schlauer Haustechnik – macht besonders für ältere Leute das Wohnen komfortabler. Man kann vieles in der Wohnung vorprogrammieren und aus der Ferne steuern, zum Beispiel die Heizung, die Alarmanlage, die Jalousien, die Wasserspülung, das Haustürschloss. Das gibt den Bewohnern das Gefühl von Einfluss und Sicherheit. Unter Umständen lässt sich dadurch auch das Energiemanagement verbessern.
Für die neue Siedlung ist ein Arealnetz vorgesehen, das die Wohnungen weitgehend autark und ohne CO2-Emissionen mit erneuerbaren Energien versorgt. Zu diesem Netz gehören ein Energiegebäude mit einem Blockheizkraftwerk mit integrierter Kraft-Wärme-Koppelung, eine Photovoltaikanlage, Wärme- und Stromspeicher sowie die Vernetzung der Wohneinheiten in puncto Wärme, Strom und Kommunikation. Ein Biogasbrenner kann im Winter zusätzlich in Betrieb genommen werden, um Wärme zu erzeugen. An Ladestationen können Elektromobile mit lokal erzeugtem Strom versorgt werden.
Als Projektkoordinator will Lessing vor allem eins: überzeugen. Er muss mit seinen Konzepten überzeugen, denn er braucht Partner, die sich darauf einlassen, beim Wohnungsbau etwas Neues auszuprobieren – Investoren und Unternehmen, die für neuartige Problemlösungen offen sind. Die hat er für für die Wohnsiedlung am Fuß des Moritzberg gefunden: mit der Hanseatic Group als Eigentümer des Geländes und als Investor, mit der Inensus GmbH in Goslar, einem jungen Unternehmen für die Entwicklung dezentraler Energiesysteme, und mit der INGA in Hameln, einer Ingenieursgesellschaft, die eingesprungen ist, als die Hildesheimer EVI sich aus dem Projekt zurückzog. Vierter Partner ist die Stiftungsuniversität Hildesheim selbst. Bereits eineinhalb Jahre hat die Vorlaufzeit mit den Kooperationsvereinbarungen und den Anträgen an den Bund bis zum Bewilligungsbescheid gedauert. Immer wieder hebt der Forscher und Projektleiter den unternehmerischen Mut der Hanseatic Group hervor. In Wolfsburg, so erzählt er, warte das Stadtplanungsamt bereits auf erste Ergebnisse vom Moritzberg, um sie in die Planungen für 600 neue Wohnungen umzusetzen.
Seit dem Baubeginn ist es Lessings Aufgabe, die praktische Umsetzung der Planungen zu unterstützen, bei den Einbauten zu beraten. Wenn die ersten Häuser bezogen werden, muss er wieder Überzeugungsarbeit leisten. Was für Energiespareffekte die Technik bringt, muss erst festgestellt werden. Lessing erstellt die Analysen für das, was dort ausprobiert wird. Er wertet aus, ob das Energieversorgungskonzept überzeugt – ob es sich lohnt, es auch anderswo einzusetzen. Zur Rückmeldung für die Bewohner sind ihre Wohnungen mit Monitoren ausgestattet, die den Energieverbrauch anzeigen. Durch diese Informationen über die im Haushalt eingesetzte Technik verändern sich möglicherweise die Gewohnheiten der Nutzer, so ergeben sich neue Einsparmöglichkeiten.
Hinzu kommt eine gemeinsame Forschungsarbeit mit dem Fachbereich Psychologie der Universität Hildesheim. Über mehrere Jahre wird eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Britta Reinecke, im Rahmen ihrer Doktorarbeit eine Akzeptanzstudie erstellen. Dafür erfragt sie die Einstellungen der Anwohner von Moritzberg und der künftigen Bewohner der Siedlung zu innovativen Technologien im Wohnbereich. Die Studie wird die neue Siedlung über einen längeren Zeitraum begleiten. Sie soll Aufschluss darüber geben, wie alltagstauglich die neuen Technologien sind und ob sie in der Bevölkerung Zustimmung finden.
Ein erstes Anschreiben an die Bewohner des Stadtteils Moritzberg wird zusammen mit einem Teil der Auflage des aktuellen Moritz vom Berge verteilt. Projektkoordinator Lessing und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Britta Reinecke bitten darin um Mitarbeit.