Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 243 · November 2013
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Moritzberg Verlag
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Bäckerei Krone

Fachbetrieb in der dritten Generation

(sbr) Am „Blumenhaus Gewohn“ bei der Waldquelle vorn am „Neuen Teich“ hat sich äußerlich in den letzten Monaten vieles verändert. Die Gewächshäuser der
SeniorAgnes Gewohn 2009 in den Gewächshäusern aus den 1930er Jahren: „Zarte Blumen wie Christrosen und Maiglöckchen sind meine Lieblingsblumen“
Foto: Alexander Matz
alten Gärtnerei sind verschwunden, an ihrer Stelle steht mit Giebel zur Straße ein Neubau kurz vor der Fertigstellung. Im inneren personellen Zusammenhang ist alles gebleiben, wie es seit vielen Jahren vertraut ist. Zwar hat mit Birgit Stuke die dritte Generation offiziell den Familienbetrieb übernommen, aber Mutter Agnes Gewohn und Tochter Birgit Stuke arbeiten wie gewohnt im Einkauf, Verkauf und in der floristischen Gestaltung zusammen.

Birgit Stuke ist im „Blumenhaus“ aufgewachsen. Sie ist Floristik-Meisterin – zur Zeit der Ausbildung ihrer Mutter Agnes war die Berufsbezeichnung noch „Blumenbinderin“. Den Grundstein für die Floristik hat bereits Stukes Opa Wilhelm Wippern gelegt. Er hatte nach der Ausbildung zum Gärtnermeister in Berlin auf dem großelterlichen Grundstück Am Neuen Teiche 1935 die Gärtnerei Wippern eröffnet. Zum Familienbesitz gehörte neben dem Haus auch ein großes Gartengrundstück nordwestlich, am Berghölzchen im Bereich der späteren Großen Klausburg. Dort wurden die Freilandgewächse gezogen und Sommerblumen gesät, vorn Am Neuen Teich entstanden die Gewächshäuser, die jahrzehntelang das Straßenbild prägten.
JuniorTäglich frische Blumen und anspruchsvolle Floristik am Neuen Teich – Birgit Stuke hat das Blumenhaus in dritter Generation übernommen: „Warme Farben, ein kräftiges Orange zum Beispiel, mag ich besonders gern“
Foto: sbr
„Die Gewächshäuser waren ein schwerer Brocken“, erzählt Agnes Gewohn. „Sie waren ausschlaggebend dafür, dass wir die Anzucht in der eigenen Gärtnerei aufgegeben haben. Erst wurden die Gewächshäuser mit Koks beheizt – jede Nacht mussten wir raus, um Koks zu schaufeln –, später mit Öl. Die Heizkosten waren enorm – und viele der Pflanzen, die wir dort traditionell gezogen haben, waren zuletzt nicht mehr gefragt. 60 Kisten mit Sellerie haben wir früher pikiert, Tulpen selbst gezogen. Heute kostet eine Tulpenzwiebel für uns mehr als die Tulpe im Supermarkt. Die Sanierung der Gewächshäuser hätte nicht gelohnt, so haben wir sie langsam verfallen lassen.“

Nach dem Abriss der Glashäuser im letzten Winter ist auf dem Gelände ein Neubau mit zwei Reihenhäusern entstanden. In eins ziehen Agnes und Herbert Gewohn ein, in das andere Birgit und Jürgen Stuke mit ihren Kindern Karina und Niklas. Dafür wurde das Gärtnereigrundstück an der Großen Klausburg verkauft. Das alte Haus Am Neuen Teich 2, das Agnes Gewohns Urgroßvater Friedrich Homann 1890 ersteigert hatte, wird ab dem nächsten Jahr, wenn Gewohns umgezogen sind, für die Firma genutzt. „Wir brauchen dringend mehr Lagerraum“, erklärt die langjährige Geschäftsfrau. „Viel Platz brauchen wir auch für die Gestecke, für die Kranzbinderei und für die Tischdekos – wir stellen alles für die Floristik selbst her. Frische Schnittblumen und anspruchsvolle Floristik, damit überzeugen wir, dafür kommen unsere Kunden auch aus der weiteren Umgebung zu uns.“
Haus altDie Gärtnerei Wippern in den 1940er Jahren
Foto: Privatbesitz
Ihren Einstieg in die Selbstständigkeit wagte Agnes Gewohn als sehr junge Frau. Der Vater war im Krieg gefallen, die Mutter hatte anfangs einen Gärtnermeister eingestellt und den Betrieb fortgeführt, dann aber 13 Jahre lang an Gärtner Ohlendorf verpachtet. „Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert sich Agnes Gewohn. „Ich war 20, als ich am 1. Mai 1965 anfing. Oma hatte mir zum Start 50 Mark geschenkt, damit ich Blumen einkaufen konnte. Dann kam der Muttertag – und die Leute standen Schlange bis auf die Straße, um bei mir Blumen zu kaufen. Das ging so weiter: Der Godehardikamp war frisch bebaut, die neuen Bewohner strömten herbei.“
Blumenhaus neuSeit 1890 ist das spätere „Blumenhaus“ im Familienbesitz. In Zukunft wird es komplett für die Firma genutzt.
Foto: sbr
Agnes Gewohns Ehemann Herbert hat viele Jahre lang mitgearbeitet, als Handwerker die Reparaturen gemacht, eingekauft und ausgeliefert. Birgit Stuke nahm sich – als die Kinder älter wurden – immer mehr Zeit fürs Geschäft der Eltern, ihr Ehemann arbeitet als KFZ-Techniker in einem ganz anderen Bereich. So ist für die dritte Generation im „Blumenhaus“ klar: Es geht nur zusammen weiter – zu viert mit Vater und Mutter und einer angestellten Mitarbeiterin.
GewächshausDie Gewächshäuser – hier in 2009 – wurden im letzten Winter abgerissen. Die Gärtnerei hat nicht mehr gelohnt, aber die Floristik legt zu.
Foto: Alexander Matz
Den Schwerpunkt Floristik möchte Birgit Stuke in Zukunft noch ausbauen. „Nach dem Umzug wird das alte Haus saniert und für Geschäftszwecke umgebaut. Am liebsten möchte ich den Laden vergrößern und unsere Floristik auf mehr Verkaufsfläche anbieten. Wir werden sehen – lassen Sie sich überraschen!“
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