Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 181 · Februar 2008
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Kellerraum als Kultur-­Juwel?

Die Gelbe Schule Moritzberg will sich auch dieses Jahr wieder als Kulturveranstalter für den Moritzberg hervortun. Nachdem sich das Foyer bereits als eine neue Ausstellungsräumlichkeit bewährt hat, soll es künftig auch einen eigenen Veranstaltungssaal geben. Noch erinnert er an einen Kellerraum, doch mit Hilfe der Stadt Hildesheim und des Fördervereins der Grundschule könnte er schon in Kürze als Kleinkunstbühne an den Start gehen.

Archäologen brauchen lange, um verborgene Schätze, Gruften oder auch ganze Städte zu entdecken. Und sie gehen ungeheuer systematisch vor. Einen kleinen „Schatz” hat kürzlich auch die Konrektorin der Gelben Schule, Friederike Hoff-­Elfers, geborgen – aber mehr aus reinem Zufall. Sie hat derzeit alle Hände voll zu tun, Schulinspektion im Haus, der Schulleiter erkrankt, die Sekretärin ebenso und auch noch der Hausmeister. Also ist sie Mädchen für alles und ständig mit einem großen Schlüsselbund in dem historischen Schulgebäude auf Achse. Wer die Gelbe Schule kennt, weiß, dass sie nicht nur von außen imposant ist, innen birgt sie Räumlichkeiten, die fast für einen viktorianischen Märchenfilm geeignet wären, endlose Flure, Treppenhäuser, die in neue Etagen führen, verschlossene Türen, hinter denen Unbekanntes steckt. Eine dieser Türen hat die Rektorin zum Schuljahresbeginn aus reiner Neugier geöffnet und dabei einen Raum entdeckt, nach dessen Qualität sie schon lange gesucht hat: Neben dem Heizungskeller liegt ein rechteckiger, etwa 40 bis 50 Quadratmeter großer Raum mit separatem Eingangsbereich – und einem eigenen Zugang von außen von der Großen Steuer aus, unterhalb des Aufgangs zur Turnhalle. „Ich war völlig überrascht”, sagt sie. Jahrelang war der äußere Zugang zugewuchert, fast wie in der Geschichte von Dornröschen. Letztes Jahr hat sie dort das Kommando zum Aufräumen gegeben. Doch die freigelegte Außentür war weiterhin verschlossen geblieben: das heilige Reich des Hausmeisters eben.

Photo: Sabine Brand

„Ich habe für uns den perfekten Aulaersatz gefunden”, freut sich Friederike Hoff-­Elfers. Diesen Gedanken hatte sie sofort, als sie den Raum entdeckte, obwohl er noch mit Gerümpel voll gestellt war – war, denn die Rektorin hat trotz anstehender Schulinspektion nicht geruht, ihrer Vision näher zu kommen, Container bestellt, den Raum leer räumen lassen. Ein Maler saniert die Innenwände und streicht sie in angenehm warmem Farbton. „Der Technikcharakter soll nicht verschwinden, aber es soll auch gemütlich werden”, sagt die Rektorin.

Probleme gibt es noch mit einem direkten Zugang zu den Toiletten. Doch das ist in der Gelben Schule sowieso schon immer mit Kletterei verbunden gewesen. „Auch dafür werden wir eine Lösung finden”, sagt sie. Bitter nötig ist ein kleiner Saal schon lange. Die alte Aula im Obergeschoss ist längst in zwei Klassenräume unterteilt – ein Tribut an die steigende Schülerzahl. „Seitdem mussten wir unsere Versammlungen immer im Flur abhalten”, sagt die Rektorin.

Photo: Sabine Brand
Der Blick hinter verschlossene Türen lohnt: Die Konrektorin der Gelben Schule hat einen möglichen Aula-­Ersatz entdeckt. Mit seinem direkten Zugang von der Großen Steuer könnte der neue Raum auch zum Kultur-­Veranstaltungsort für den Stadtteil werden
Fotos (2): Sabine Brand

Aber mehr noch: Sie hat endlich einen passenden Raum für das Winterkino an der Schule gefunden, zu dem monatlich bis zu 70 Kinder kommen: „Das lästige Auf- und Abbauen kann jetzt entfallen.” Außerdem könnte der Raum für Theaterproben, Elternabende oder auch für einen Erwachsenenfilmabend genutzt werden, schlägt sie vor. Sabine Brand vom Verein Kultur und Geschichte vom Berge kann sich auch vorstellen, beispielsweise Dia-­Abende mit historischen Aufnahmen zu präsentieren. Sie arbeitet derzeit das Fotoarchiv von Pinkepank auf und bereitet ein Programm über die 50er und 60er Jahre vor.

Ideen gibt es also zuhauf. Nun sucht die Schulleiterin noch nach einem geeigneten Sponsor, der sich möglicherweise als Kulturförderer für den Moritzberg hervortun möchte. „Aber als erstes müssen wir die Schulinspektion meistern”, bremst sie ihren eigenen Elan. Doch spätestens Anfang März könnte es losgehen. Vielleicht sogar mit einem Neujahrsempfang? Gedacht hat sie jedenfalls schon daran.

Und noch eines will Friederike Hoff-­Elfers wissen: Welche Funktion hatte der Raum ursprünglich? Wer dazu etwas beitragen kann, sollte sich unter der Telefonnummer 4 22 40 in der Gelben Schule melden.

Norbert Mierzowsky
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