Der Verlag:

Unser Tipp:

Unterstützer für die Webversion:

Anzeigenpreise für die Druckversion:
Anzeigenpreise
Teil 2
Was heißt hier „stadtbildprägend“?
(sbr) Die Dingworthstraße zeigt kein so einheitliches Bebauungsbild wie weite Teile der Elzer Straße. Sie ist die älteste Straße am Fuß des Berges – noch 1875 hieß sie „Untere Bergstraße“. Hier liegt seit mindestens 900 Jahren das Zentrum des bürgerlichen Lebens von Moritzberg, geprägt durch Handwerk, Handel und Gastronomie.
Am nördlichen Ende der Dingworthstraße, Ecke Brauhausstraße, sind drei niedrige Fachwerkhäuser erhalten. Im zweiten Weltkrieg von Brandbomben verschont sind sie nie aufgestockt worden. Fachwerkhäuser prägten das Bild der Dingworthstraße bis 1945. An die Geschäfte im Eckhaus an der Brauhausstraße erinnern noch die Fenster: In den Fünfzigern gab es dort in einem winzigen Gemüseladen Löchte-Bohnen und Sellerie, im Eckgeschäft daneben bis in die siebziger Jahre Damenmode und Hüte zu kaufen. Heute stehen die Geschäftsräume leer.

Nach einem Sprung über die Bombenschneise, die 1945 die Dingworthstraße von Westen her querte – sie ist heute mit Bauten der fünfziger bis neunziger Jahre bestückt –, folgen auf der Ostseite der Geschäftsstraße die mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshäuser der zwanziger Jahre, sorgfältig gepflegt und instandgehalten. Stadtbildprägend ist hier besonders die Bebauung rings um die Kreuzung „Güldener Löwe“, das „Tor“ zum alten Moritzberg von Osten: das Eckhaus Dingworthstraße 38 mit zwei Geschäften und einem Café, dessen Eingangsbereich in den fünfziger Jahren umgebaut wurde, gegenüber der „Güldener Löwe“, kurz vor der Eingemeindung Moritzbergs 1911 erbaut, und das etwas ältere Eckhaus Bergstraße 1, früher mit Eingang direkt auf der Hausecke in die Drogerie Klapprott. Alle diese Gebäude wie die gesamte Dingworthstraße liegen im Förderbereich „Stadtumbau West“. Ein Fachwerk-Schmuckstück aus viel früherer Zeit, Dingworthstraße 2, in den oberen Stockwerken über dem Obst- und Gemüseladen leerstehend, könnte ein dankbares Objekt für Förder-Zuschüsse sein – mit Ausstrahlung auf die gesamte Geschäftsstraße.

Stadtbildprägend ist aufgrund seiner Lage auch das Gebäude der Berg-Apotheke – typisch für die siebziger Jahre. Für die Verbreiterung der Königstraße wurde sein Vorgänger abgerissen. In dessen Hintergarten stand die Kastanie, die heute vor der Apotheke die Kreuzung begrünt. Das „Penny“-Gebäude gegenüber, Nachfolger des 1989 von Bürgerinitiativen heiß verteidigten „Moritzberger Bäckeramtshauses“, ist im wahrsten Sinne stadtteilprägend geworden: Zum einen aufgrund seiner Geschichte – hätten die Moritzberger nicht darum gekämpft, stände dort heute ein eingeschossiger Supermarkt-Flachbau anstelle der einmaligen Imitation von Burg Dankwarderode (Braunschweig). Zum anderen erscheint der „Penny“ oft als der lebendigste Ort am Berg – man trifft sich davor: vormittags die älteren Damen, nachmittags die jungen Mütter mit Kinderwagen, abends die Jugendlichen. Die Gestaltung des leeren Platzes vor dem Geschäft müsste dem unbedingt Rechnung tragen!
Zurück zum baulichen Mix in der mittleren Dingworthstraße, der „Bombenschneise“ und den modernisierten Häusern anbei: Was hier nach Ansicht der Planer nachteilig wirkt, sind vor allem die Erdgeschoss-Umbauten für die Ladengeschäfte. Das „Kleinteilige“ würde sich harmonischer einfügen als die großen ungeteilten Schaufensterscheiben. Manche Hausfassaden zerfallen in zwei Teile: die oberen Etagen in Fachwerk oder (verputztem) Ziegel, das Erdgeschoss mit Geschäftsbereich in völlig anderem Stil verkleidet. Solch ein Gebäude wirkt sehr unstimmig, wenn man über die Schaufenster hinausschaut. Die Fördergelder des „Stadtumbau West“ könnten hier manchem Hauseigentümer Mut zu Veränderungen machen.
Arbeitsgruppen „Stadtumbau“
Eine Parzelle im Berggarten!