Neuplanungen bei Hanseatic
Phoenix-Kesselhaus gekippt
(sbr) Bei Verhandlungen im politischen Arbeitskreis zwischen dem Phoenix-Investor Hanseatic, Vertretern aus Verwaltung und Politik und dem Planungsbüro ANP sind die Würfel gefallen: Hanseatic hat sich mit dem Wunsch durchgesetzt, das Kesselhaus abreißen zu lassen und durch ein neues Gebäude zu ersetzen. Es soll in seiner Dreigliederung, in Größe und Rauminhalt und im Baumaterial an das alte erinnern. Die leicht abgeschrägte Dachform wird nicht rekonstruiert, der Neubau bekommt ein Flachdach.
Zum Kesselhaus gehört der Kohlenbunker, das eigentliche Kesselgebäude und das Turbinenhaus mit spannender Innenarchitektur und erhaltenen technischen Einrichtungen - ein museumswertes Relikt des Industriezeitalters. Das Kesselhaus stand nicht unter Denkmalschutz, sollte aber laut Bebauungsplan erhalten werden, weil es stadtbildprägend dem Moritzberg sein einzigartiges Gesicht gibt. Hanseatic hat nun die Befreiung von dieser Erhaltungs-Festsetzung beantragt.
Das Problem liegt zum einen in bautechnischen Details, die das Planungsbüro Trojan und Trojan in seinem prämierten städtebaulichen Entwurf für das Areal nicht in allen Feinheiten ausarbeiten konnte: Die geplante Phoenix-Straße mit ihrem Gefälle, das noch tiefer liegende Kesselhaus und der geplante, etwa 600 Quadratmeter große Stadtteilplatz davor - das ließ sich nur schwer aufeinander abstimmen. Das zweite und wesentliche Handikap der Planungen von Trojan und Trojan ist ein finanzielles: Die Erhaltung des Kesselhauses und seine Anpassung an den neuen Platz und die Phoenix-Straße käme sehr viel teurer als ein Neubau. Hanseatic hat jedenfalls 650.000 Euro an Mehrkosten errechnen lassen. Dieser Kostenvoranschlag hat der Überprüfung standgehalten. Diese Summe, wie die Stadt ursprünglich angeboten hatte, aus Mitteln des Stadtumbau West zu bezahlen, lehnte der politische Arbeitskreis ab.
Das Architekturbüro Kiefer und Kiefer hat im Auftrag von Hanseatic neue Entwürfe dazu vorgelegt, wie der „Kesselhaus“-Neubau, der Stadtteilplatz und die Phoenix-Straße aussehen sollen. Diese Pläne werden am 30. September 09, 18.30 Uhr, auf einer Bürgerversammlung bei "Phoenix", Bergmühlenstraße 9 oder 10, der Öffentlichkeit vorgestellt. Offen bleiben nur noch wenige Details, z.B. welche Art Baum auf dem Platz gepflanzt werden soll. Die Vorarbeiten der Anwohner-Arbeitsgruppe „Platzgestaltung“ im Stadtumbau-Projekt bleiben damit außen vor.
Eine Baugenehmigung liegt Hanseatic bislang nur für das Versandgebäude an der Bergmühlenstraße vor, in das demnächst die Pizza-Kette Joey’s einziehen wird. „Aber“, so Hanseatic-Projektleiter Andreas Gunkel, „alle Anträge sind gestellt. Der letzte Brocken waren die wasserrechtlichen, für die neue Brücke über den Kupferstrang und die Veränderungen des Bachlaufs erforderlichen Anträge. Sie werden jetzt vom Landkreis (!) bearbeitet.“
Zum geplanten nächsten Bauabschnitt gehören die Phoenix-Straße, der Stadtteilplatz und das neue „Kesselhaus“, die Brücke über den Kupferstrang und ein Radweg. Der Radweg wird zwischen der Paschenhalle und dem Kupferstrang hindurchführen, dann den Bach kreuzen und auf seiner Westseite auf die Abfahrt von der Elzer Straße nach Himmelsthür („Am Kupferstrang“) treffen. Die von den Arbeitsgruppen gewünschte Rad- und Fußwegverbindung vom Moritzberg in die Innerste-Aue unter der B1 hindurch berührt die Planungen von Hanseatic erst einmal nicht. Die Entscheidung darüber wird bei der Stadt Hildesheim liegen.
Im Phoenix-Gewerbegebiet werden Rewe, Penny und Rossmann einziehen. Rewe und Penny sind keine Neuansiedlungen von Gewerbe, sondern ziehen innerhalb von Moritzberg um. Für die neue Phoenix-Straße von der Elzer Straße über den Kupferstrang zur Pappelallee rechnen die Planer mit einem Verkehrsaufkommen von etwa 7.000 PKW täglich. Das wird die Dingworthstraße entlasten, wirkt sich aber nachteilig für den kleinen Stadtteilplatz aus. Er soll von einer niedrigen Mauer eingefasst werden, „damit man nicht auf Autoreifen guckt, wenn man dort sitzt“, begründen die Planer. „Der Stadtteilplatz wird die Verbindung zwischen dem alten Moritzberg mit seinen kleinen Geschäften und den großen Märkten im Phoenix-Quartier schaffen“, meint Gunkel. „Wenn Sie im Grünen sitzen wollen, gehen Sie woanders hin. Hier entsteht städtisches Leben, ein Ort, wo viel los ist, mit Krach und Verkehr - das ist urbanes Erleben.“
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