Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 200 · November 2009
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Bürgerbeteiligung am Stadtumbau Weststadt

„Butter bei die Fische“

(sbr) Als „Identifikationsort Neue Mitte“ hatten die Stadtplaner ursprünglich den geplanten Platz Ecke Elzer Straße / Phoenixstraße gedacht - als „Scharnier“ zwischen dem alten und dem neuen Geschäftszentrum. Das sollte durch einheitliche Beleuchtung, Bäume und Skulpturen von der Dingworthstraße bis ins Phoenix-Quartier betont werden, war der Vorschlag von Moritzberger Bürgern in den Arbeitsgruppen zum Stadtumbau.
Architekt Harald Kiefer stellte nun Ende September die konkreten Planungen für die „Neue Mitte“ auf einer Bürgerversammlung vor: wie ein „Tortenviertel“ aus dem Phoenixgelände ausgespart, 75 Zentimeter unter dem Niveau der Elzer Straße, auf zwei Seiten von mehrstöckigen Neubauten überragt und am südwestlichen Rand im Bogen durch eine Mauer von zwei stark befahrenen straßen abgegrenzt. Man wird den Platz über eine Treppe am neuen „Kesselhaus“ erreichen, nachdem man die von der Elzer Straße abknickende Phoenix-Vorfahrtstraße überquert hat. Die etwa 600 Quadratmeter Platzfläche unter freiem Himmel, dazu etwa 400 Quadratmeter Durchgang unter dem Kesselhaus-Ersatzgebäude könnten auch vom Wochenmarkt und vom Weihnachtsmarkt genutzt werden, schlug Kiefer vor. Er plant im Auftrag von Hanseatic, der Eigentümerin des Geländes.

Entwurf: Kiefer und Kiefer Architekten BDA
Auf der Bürgerversammlung zum Stadtumbau ging es um zwei Projekte von „sehr hoher Priorität“ (ANP, April 09): den Stadtteilplatz Ecke Elzer Straße / Phoenixstraße (rechts) und eine neue Wegeverbindung unter der B 1 hindurch in die Innersteaue
Entwurf: Kiefer und Kiefer Architekten BDA

Drei Varianten für die Ausführung der Mauer um die „Neue Mitte“ stellte der Architekt zur Wahl und legte die bevorzugte Variante dann selbst gleich fest. An den straßen wird die Mauer 90 Zentimeter hoch sein, vom Platz aus ist sie höher und zur Treppe hin abfallend. Auf dem Platz wird eine Platane gepflanzt, eine Begrünung der Betonmauer ist nicht vorgesehen, der Belag des Platzes steht fest, ebenso die Art der Leuchten - und bitte keine Beete oder Blumenkübel, das sei nicht zeitgemäß. „Zeitgemäß heißt, es dürfen keine Folgekosten für Pflege entstehen“, vermutete ein Zuhörer.
Die Bürgerversammlung war gut besucht, viele kamen zum ersten Mal, um sich „jetzt, wo es endlich angeht, zu informieren“. Wer schon länger und an den Arbeitsgruppen beteiligt war, wunderte sich - stillschweigend: Wo sind die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung in den Arbeitsgruppen geblieben? Platzgestaltung, Leuchten, Baum und Mauer, auch die Art der Ausführung, die Materialien - offenbar ist alles entschieden. Kein Hinweis auf den geplanten Abriss des Kesselhauses - auch das schon eine Tatsache. Schließlich noch der Versuch eines Anwohners, nun auch den Phoenix-Schornstein zu kippen. Wer den Schornstein mag, müsse ein Zugezogener sein, unterstellte er.
Ob man denn nicht wenigstens die gleichen straßenlaternen wie in der Dingworthstraße verwenden könne, um eine optische Verbindung zu schaffen, schlug ein Bürgerbeteiligter vor. Mit Hinweis auf die Kosten wurde sein Vorschlag abgeblockt.
Ein Name für den Platz und für die „Phoenix“-Straße steht noch nicht fest - darüber können die Bürger sich Gedanken machen. Und als Bonbon in Sachen Bürgerbeteiligung kündigte Christine Söhlke vom Planungsamt der Stadt an, dass auf der langen Treppe zwischen der unteren Brauhausstraße und der Zierenbergstraße eine Fahrradrinne installiert wird - „Butter bei die Fische“ angesichts der bisher eher abstrakten Berücksichtigung der Bürgerbeteiligung, aber Peanuts in Anbetracht dessen, was den Besuchern der Bürgerversammlung fix und fertig vorgesetzt wurde.

Foto: Sabine Brand
Ein Fuß- und Radweg unter der B 1 hindurch - Jens Gehring stellte sein Modell vor
Foto: Sabine Brand


Ein Anwohner brachte schließlich Schwung in die Versammlung: Jens Gehring stürmte in den Versammlungsraum im Phoenix-Verwaltungsgebäude - mit einem dreidimensionalen Modell einer Fuß- und Radwegverbindung zwischen Moritzberg und der Innersteaue unter der B 1 hindurch. Der Holzbauingenieur hatte die langjährigen Bürgerwünsche nach einem Durchbruch durch die B 1-Barriere aufgegriffen und in konkrete Planungen umgesetzt. Bürger und Planer drängten sich um sein Modell und debattierten den Vorschlag - mit Anerkennung und Freude seitens der Bürger; die Verwunderung lag jetzt eher bei den Vertretern von Stadt und Investor. Nur zögerlich akzeptierte Christine Söhlke, dass hier eine machbare Lösung für ein Moritzberger Anliegen, mit Sachverstand ausgearbeitet und berechnet, gefunden war.
Mt Spannung warten die Bürger nun darauf, wie die Fachbereiche der Stadt mit diesem Lösungsvorschlag umgehen werden.

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