Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 212 · Februar 2011
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Moritzberg Verlag
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Leserbrief

Tja, liebe Moritzberger, jetzt habt Ihr den Salat!

Viele von Euch haben mich angesprochen: „Ist das nicht hässlich geworden, da auf dem Phoenix-Gelände?“ Ja, natürlich ist es das, aber habt Ihr ernsthaft etwas anderes erwartet?

Wenn die Stadt Hildesheim aus der Not heraus ankündigt, einen Stadtteil „zu entwickeln“, dann ist das vielleicht noch keine Drohung, doch zumindest eine Hiobsbotschaft. Denn die Stadt beschäftigt im Baubereich kaum Städteplaner – weswegen sie dann die „Planung“ der Stadt jeweils einem Investor überträgt. Und wenn dieser „Investor“ dann ausweislich seiner Homepage überwiegend damit beschäftigt ist, die Republik mit Supermärkten vollzupflastern, was soll dann schon anderes herauskommen als das, was ich schon vor vier Jahren in einem Leserbrief für das Phoenix-Gelände prophezeit habe: zwei Supermärkte, mit viel Pech noch ein Baumarkt, dazu ein riesiger Parkplatz – zack, bum, fertig!

Nebenbei werden reichlich Planungsbüros damit beauftragt, die Bürger/innen zu beschäftigen und ihnen zu suggerieren, sie hätten irgendwas mitzubestimmen. Und am Ende kommt es, wie es kommen musste: zwei Supermärkte, eine Drogeriekette, ein großer Parkplatz – das war's! Kein schönes „Cafe Moritz“ im Grünen am Kupferstrang, kein schöner „Dorfplatz“ oder ähnliches, nichts dergleichen. Stattdessen nicht mal Bäume auf dem Platz (wegen des angeblich „urbanen Flairs“, das sich zwar in keiner anderen Stadt in Baumlosigkeit ausdrückt, dafür aber ausgerechnet am Moritzberg …), eine sterbende vielfältige Geschäftswelt unter Verlust vieler Arbeitsplätze in der Dingworthstraße und ein liquidierter Wochen-Markt, der sein kommunikationsförderndes  Quartier am Königsteich verliert und in Teilen umgesiedelt wird, als Begleitgrün für die Supermärkte. Dazu noch deutlich mehr Durchgangsverkehr für die Elzer Straße, in der sowieso schon viel zu viel und viel zu schnell gefahren wird.

Es ist traurig, aber die Stadt hat es geschafft, den Moritzberg 99 Jahre nach seiner Zwangseingemeindung zu einem ganz normalen Stadtteil herabzuwürdigen. Und wer vor 20 Jahren den Abriß des Moritzberger Bäckeramtshauses (mitsamt des netten Gemüseladens) für den Penny-Markt erlebt hat, fragt sich jetzt zu Recht: wofür??

Kai-Uwe Sommer
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