Gute Resonanz für Stadtumbau
Moritzberger Farbnuancen
(sbr) „Die Stadt Hildesheim und insbesondere das Stadtumbaugebiet ‚Moritzberg mit Phoenixgelände‘ haben aufgrund zahlreicher stadtbildprägender Gebäude einen besonderen Charme und Charakter“, verrät ein Faltblatt der Stadt zum Stadtumbau West. Es wirbt dafür, mit privaten Maßnahmen die Fassaden, Dächer, Hof und Gartenflächen im Stadtumbaugebiet herzurichten – mit öffentlicher Förderung von bis zur Hälfte der Kosten (bis zu 60 Euro pro Quadratmeter werden anerkannt, d.h. bei 30 Euro pro Quadratmeter liegt im Schnitt der höchstmögliche Zuschuss).
Die Faltblätter wurden in 2011 an die Hauseigentümer im Stadtumbaugebiet verschickt und fanden Zuspruch. Nach den Häusern Dingworth-straße 34 und 36, den als erste hergerichteten „Impulsgebern“ (Moritz vom Berge berichtete im November 2010), sind nun eine ganze Reihe von Instandsetzungen bis in die Maschstraße in Planung. Zwei besonders gelungene Gestaltungen, die in 2011 abgeschlossen wurden, stellt „Moritz“ im Folgenden vor.
Das Eckhaus Brauhausstraße 1, bis vor wenigen Jahren Eigentum von Musiklehrer Herbert Söchtig, ist durch seine Ecklage ein besonders markanter Orientierungspunkt im Stadtteil. Wer von Norden über die Elzer Straße kommt, erlebt das wohl 200 Jahre alte Fachwerkhaus als Torhaus zur Ding-worthstraße. Im Vordergrund der geförderten Maßnahmen stand die Fassadensanierung, besonders wichtig nahmen die Sanierungsplaner die Wiederherstellung der Fensterformen im Erdgeschoss. Hier befanden sich bis in die 70er Jahre zwei Läden, davon einer mit Zugang durch eine Tür genau auf der Haus-ecke. Dieses reizvolle Detail, das am Moritzberg viele Eckhäuser gekennzeichnet hat, ist heute noch sichtbar am Güldener Löwen (Restaurant Attika). Am Fachwerkhaus Brauhausstraße 1 wird es durch die Sanierung nun wieder betont – die Planer hoffen auf eine öffentliche Nutzung der zur Zeit leer stehenden Räume. Das Haus gehört Fahrrad-Emmel auf der gegenüber liegenden Straßenseite.
„Die Sanierung war für uns ein Abenteuer“, sagt Christian Emmel. Bei den Arbeiten stellten sich viele Mängel auch im Balkenfachwerk und im Dachstuhl heraus, die behoben werden mussten. Die Westwand erhielt eine Verkleidung mit Schiefer, das Dach wurde neu eingedeckt. „Wir sind im Nachhinein sehr froh, dass wir die Sanierung angegangen sind“, freut sich Emmel. „Ich finde die Wirkung sehr gelungen.“ Das Haus erhielt einen leicht grünlichen Farbton, der es nicht mehr ganz so heftig von den dahinter liegenden unsanierten Giebeln der Dingworthstraße abstechen lässt wie zuvor.
Ein zweites sehr schön gelungenes Vorhaben ist das Haus Elzer Straße 128, das erste nach Norden im Anschluss an das Phoenixgrundstück. Das Baujahr des Mehrfamilienhauses liegt um 1900, hier „Vor dem Dingworthtore“ zeigt aber schon der Katasterplan von 1875 eine Bebauung mit Vorder- und Hinterhaus in den Grenzen der heutigen Bauten. Als „gestalterisch sehr erhaltenswert“, besonders im Zusammenhang mit den Nachbarhäusern, stuften die Planer die Fassadenaufteilung des Vorderhauses ein. Die vorhandenen Fenster wurden als ungünstig für die Wirkung der Fassade beurteilt und erneuert. Die Farbdesignerinnen Sabrina Federschmid und Carola Volle, im Jahr zuvor schon in der Dingworthstraße tätig, erarbeiteten das Farbkonzept für den Neuanstrich. Das „Moritzberger Ziegelrot“ kam wieder zum Einsatz und fällt nun sehr schön und an dieser Stelle prägend ins Auge: Das Wohnhaus Elzer Straße 128 steht am Übergang zwischen der alten Bebauung der Elzer Straße zu den Neubauten auf dem Phoenixgelände. Die Wirkung auf die Nachbarschaft, das alte Moritzberger Fabrikarbeiter-Wohnviertel, ist hervorragend.
Begeistert waren auch die Nachbarn. Zwar knüpfte der nächste Hauseigentümer nach Norden nicht unmittelbar an das Sanierungsprojekt an – aber er hat seinem Haus im Erdgeschoss einen passenden Farbanstrich verpasst, ebenfalls im „Moritzberger Ziegelrot“. Christine Frohnmüller, die Inhaberin der Blumenwerkstatt, freut sich sehr darüber: Ihr Blumengeschäft kommt durch die leuchtende Fassadenfarbe sehr schön zur Geltung.
Auch in der Nachbarschaft des restaurierten Fachwerkhauses Brauhausstraße 1 hat die Sanierung Impulse gegeben: An einem der beiden kleinen Fachwerkhäuser gegenüber der Bergmühlenstraße – dies sind die ehemaligen „Hirtenhäuser“ der Gemeinde Moritzberg – hat kürzlich einer der Bewohner auf dem Fachwerk mit kräftigem Grün einen Kontrast zum „Moritzberger Ziegelrot“ gesetzt.
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