Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 233 · Dezember 2012
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Moritzberg Verlag
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Bäckerei Krone

Bäumchen Bäumchen wechsle dich

(sbr) Immer schneller verschwinden planvoll gepflanzte Bäume am Moritzberg, immer häufiger werden öffentliche Grünräume neu beplant, umgestaltet, zerstört.

Fall 1: Anfang November 2012 wurde der Fußweg der Dingworthstraße zugepflastert – genau dort, wo fünf Jahre zuvor ein Beet angelegt und eine Säulenhainbuche gepflanzt worden war (siehe www.moritzvomberge.de, Dezember 2007). Stadtbaurat Kulenkampff hatte sich damals – im Zusammenhang mit den Planungen zum Phoenix-Areal – auf mehreren Bürgerversammlungen mit den Anwohnern verständigt: Die Dingworthstraße sollte aufgewertet werden. Die Bushaltebucht war verlegt, ein Denkmal gespendet, neue Straßenlaternen angeschafft. Zusätzlich hatten die Anwohner sich Bäume in der Geschäftsstraße gewünscht. Nach Prüfung ließ die Verwaltung wegen der Enge der Straße und den Leitungen im Boden einen einzigen Standort zu: auf der Ecke vor dem Güldener Löwen, wo der Fußweg sich vorübergehend verbreitert.
Titelbild
Zwei Löcher in der Wiese, oben eine alte Esche gefällt, unten der Ersatzbaum wieder ausgegraben

Viereinhalb Jahre später fand nachts eine alkoholisierte Fahrerin nicht den Weg vom Bergsteinweg in die Dingworthstraße. Ihr Wagen durchbrach die rot-weiße Absperrung auf der Ecke, knickte das hohe schlanke Bäumchen weg und prallte seitwärts an die Hauswand – auch ein nächtlicher Passant wurde verletzt.

Anrufe beim Gartenamt brachten die Versicherung: Der Baum wird neu gepflanzt – aber erst im Herbst. Im Herbst 2012 pflasterte man das Baumbeet zu. Eine Rückfrage bei der Stadt ergab: Im Fachbereich Straße, Grün und Vermessung sei das beschlossen worden – der Baum habe den Fußgängern den Platz weggenommen.

Wo blieb das Geld der Versicherung, die für den Unfallschaden zahlte? Wo war die Absprache mit den Planern des Stadtumbau West? Sie arbeiten seit Jahren Vorschläge für die Aufwertung der Straße auf – auch die Anwohner sind dabei um Ideen gefragt.

Fall 2: Im Winter 2011/12 wurde eine mächtige Esche am Hang zwischen Bergholz-Hotel und Fahrstraße wegen Stammfäule gefällt. Der Baum war geschützt: Er stand im Landschaftsschutzgebiet und er fiel unter die städtische Satzung schützenswerter Landschaftsbestandteile. Ersatz für den Baum war Pflicht. Das Gartenamt kündigte an, dort werde ein Blauglockenbaum gepflanzt, ein blühender Parkbaum – für Jahrzehnte der passende Standort.
Pflaster
Zu wenig Platz für einen Baum? Das Baumbeet wurde zugepflastert.
Fotos (2): sbr
Ende April war das Bäumchen frisch gesetzt, von zwei soliden Pfosten geschützt. Wenige Tage später, Anfang Mai 2012, waren Baum und Pfosten verschwunden, im Boden gähnte ein Loch. Die Rückfrage beim Gartenamt brachte – Ratlosigkeit. Ein Hundefreund schließlich klärte das Rätsel auf: Städtische Mitarbeiter hatten den Baum wieder ausgegraben. Was die Fachleute veranlasst hatten, war von Kollegen – ohne Absprache – rückgängig gemacht worden. Der Baum soll jetzt in Drispenstedt stehen. Eine erneute Versicherung der Verwaltung: Die gefällte Esche muss durch Neupflanzung ersetzt werden – wann, das stand Mitte November noch nicht fest.

Fall 3 könnten die Arbeiten am Grünstreifen der Mittelallee im Sommer 2012 sein. Dort sollen auch noch acht Bäume gefällt werden. Der Ortsrat wird am 4. Dezember berichten. Fall 4 wären die Bäume, die beim Bau der Phoenixstraße verschwanden, obwohl der Bebauungsplan ihre Erhaltung festsetzt und Fall 5 jene Bäume, die kürzlich beim Parkplatzbau am Phoenix-Verwaltungsgebäude fielen bzw. fast gefällt worden wären – hätte nicht ein Anwohner aus dem Fenster geguckt und die Stadtplaner benachrichtigt.

Die Liste der Widersprüchlichkeiten im Umgang mit dem Grün am Moritzberg lässt sich problemlos verlängern. Nach dem Großeinsatz zur Räumung von Buschwerk seit dem Herbst 2011 geht es jetzt verstärkt um die Bäume. Bürger, schützt eure Anlagen!
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