Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 237 · April 2013
Es geht auch anders
Naturnahe Bewirtschaftung im Bürgerwald
(sbr) 1862 begann die Aufforstung des Steinbergs – als Mischwald mit über 50 Baumarten sollte er Erholungsgebiet für die Stadtbewohner werden. Oberbürgermeister Struckmann berichtete von der Sorgfalt, mit der in den ersten Jahrzehnten der junge Wald nach besonderen Regeln bewirtschaftet wurde – nicht Nutzforst, sondern „Bürgerpark“ sollte er werden (www.moritzvomberge.de, Ausgabe März 2012). 160 Jahre später häufen sich die Klagen der Hildesheimer Bürger über schwere Eingriffe der Forstwirtschaft in den gut entwickelten Baumbestand am Steinberg.
Es geht auch anders. Stadtnahe Wälder können auch heute naturnah bewirtschaftet werden; ein Beispiel dafür ist der Göttinger Stadtwald. Von der Fläche her ist dieser Wald mehr als zehnmal so groß wie der Steinberg, aber er ist ein Bürgerwald, er gehört der Kommune wie der Hildesheimer Steinberg. Der Göttinger Stadtrat bestimmt die Zukunft und den Umgang mit diesem Wald und das Bewirtschaftungskonzept. Schon Mitte der 1980er Jahre wurde die Naturwaldbewirtschaftung eingeführt und Mitte der 1990er Jahre verfeinert.
Im Steinberg wurde stark ausgelichtet, die Laubwalddecke ist nicht mehr geschlossen. So tief greift naturnahe Bewirtschaftung nicht ein.
An erster Stelle soll der Göttinger Stadtwald Erholungsgebiet sein und dem Naturschutz dienen, die Holznutzung soll diese vorrangigen Aufgaben finanziell möglich machen. Zehn Prozent des Bürgerwaldes werden von der Forstwirtschaft gar nicht genutzt, die anderen 90 Prozent werden nach einem ökologischen Konzept bewirtschaftet. Zum Beispiel werden jeweils nur wenige, sehr mächtige Einzelstämme entnommen, nicht Flächen freigelegt. Durch den hohen Wert dieser wenigen alten Bäume ist die Wirtschaftlichkeit gesichert, ohne dass der alte Baumbestand generell gefährdet wird. Im Göttinger Stadtwald haben sich in gut 20 Jahren die Holzvorräte an lebenden alten Bäumen mit in Brusthöhe mehr als 50 Zentimeter Stammdurchmesser sogar vervierfacht! Das entspricht einem Wertzuwachs von mehreren 100.000 Euro jährlich.
Die Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung kommt nicht nur den Menschen zugute – Holzstämme mit über 55 Zentimeter Durchmesser sind die wertvollsten Produkte der Waldwirtschaft, ihr hoher Altholzanteil ist gleichzeitig Lebensraum für bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Wirtschaftliche und ökonomische Ziele decken sich in diesem Fall in idealer Weise. Baumriesen sind zudem beste Verbündete gegen den Klimawandel: Sie speichern hohe Mengen an CO2. Wenn viel Holz eingeschlagen wird, setzt sich zeitnah viel klimaschädliches Kohlendioxid frei, weil mehr als die Hälfte des Holzes verheizt oder für kurzlebige Produkte wie Papier verbraucht wird. Junge Baumbestände können bei Weitem nicht ersetzen, was die dicken Bäume alter Wälder für den Klimaschutz leisten.Im Göttinger Stadtwald wird umgesetzt, was die Bundesregierung deutschlandweit zum Ziel hat. Mit der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS) sollen bis 2020 insgesamt zehn Prozent der öffentlichen Wälder Deutschlands aus der forstlichen Nutzung genommen werden und der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben. Die Bewirtschaftung der übrigen 90 Prozent soll ökologischer gestaltet werden. Große Waldbundesländer wie Niedersachsen und Bayern haben diese Ziele aber bislang abgelehnt.
Göttingen hat eigenes Forstpersonal für seinen Stadtwald – das hat Hildesheim nicht. Seine Wälder werden durch das Niedersächsische Forstamt Liebenburg bewirtschaftet. Die Hildesheimer Stadtverwaltung ist aber Auftraggeber dafür. Das heißt, letztlich sind die Hildesheimer Bürger und der Stadtrat die Verantwortlichen – sie können Einfluss nehmen auf die Art der Bewirtschaftung.
In Göttingen bekommt der Stadtrat mindestens einmal jährlich einen Ergebnisbericht über die Entwicklung des Stadtwalds. „Sowohl die Inventurzahlen, die Einnahmen und Ausgaben für den Wald, die einzelnen Leistungen und deren Kosten als auch die Ergebnisse der Holzernte oder die Lieferorte des Holzes aus dem Stadtwald sind öffentliche Daten und werden dem Ratsausschuss in allgemein öffentlichen Sitzungen berichtet.“ Die Göttinger Waldpolitik hat Naherholung, Naturschutz und forstwirtschaftliche Ertragskraft vereinbar gemacht. Der Stadtwald gehört mittlerweile zu den wertvollsten Wäldern Niedersachsens.
Es geht auch anders. Stadtnahe Wälder können auch heute naturnah bewirtschaftet werden; ein Beispiel dafür ist der Göttinger Stadtwald. Von der Fläche her ist dieser Wald mehr als zehnmal so groß wie der Steinberg, aber er ist ein Bürgerwald, er gehört der Kommune wie der Hildesheimer Steinberg. Der Göttinger Stadtrat bestimmt die Zukunft und den Umgang mit diesem Wald und das Bewirtschaftungskonzept. Schon Mitte der 1980er Jahre wurde die Naturwaldbewirtschaftung eingeführt und Mitte der 1990er Jahre verfeinert.
Im Steinberg wurde stark ausgelichtet, die Laubwalddecke ist nicht mehr geschlossen. So tief greift naturnahe Bewirtschaftung nicht ein.
Foto: Eberhard Johl
Die Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung kommt nicht nur den Menschen zugute – Holzstämme mit über 55 Zentimeter Durchmesser sind die wertvollsten Produkte der Waldwirtschaft, ihr hoher Altholzanteil ist gleichzeitig Lebensraum für bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Wirtschaftliche und ökonomische Ziele decken sich in diesem Fall in idealer Weise. Baumriesen sind zudem beste Verbündete gegen den Klimawandel: Sie speichern hohe Mengen an CO2. Wenn viel Holz eingeschlagen wird, setzt sich zeitnah viel klimaschädliches Kohlendioxid frei, weil mehr als die Hälfte des Holzes verheizt oder für kurzlebige Produkte wie Papier verbraucht wird. Junge Baumbestände können bei Weitem nicht ersetzen, was die dicken Bäume alter Wälder für den Klimaschutz leisten.Im Göttinger Stadtwald wird umgesetzt, was die Bundesregierung deutschlandweit zum Ziel hat. Mit der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS) sollen bis 2020 insgesamt zehn Prozent der öffentlichen Wälder Deutschlands aus der forstlichen Nutzung genommen werden und der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben. Die Bewirtschaftung der übrigen 90 Prozent soll ökologischer gestaltet werden. Große Waldbundesländer wie Niedersachsen und Bayern haben diese Ziele aber bislang abgelehnt.
Göttingen hat eigenes Forstpersonal für seinen Stadtwald – das hat Hildesheim nicht. Seine Wälder werden durch das Niedersächsische Forstamt Liebenburg bewirtschaftet. Die Hildesheimer Stadtverwaltung ist aber Auftraggeber dafür. Das heißt, letztlich sind die Hildesheimer Bürger und der Stadtrat die Verantwortlichen – sie können Einfluss nehmen auf die Art der Bewirtschaftung.
In Göttingen bekommt der Stadtrat mindestens einmal jährlich einen Ergebnisbericht über die Entwicklung des Stadtwalds. „Sowohl die Inventurzahlen, die Einnahmen und Ausgaben für den Wald, die einzelnen Leistungen und deren Kosten als auch die Ergebnisse der Holzernte oder die Lieferorte des Holzes aus dem Stadtwald sind öffentliche Daten und werden dem Ratsausschuss in allgemein öffentlichen Sitzungen berichtet.“ Die Göttinger Waldpolitik hat Naherholung, Naturschutz und forstwirtschaftliche Ertragskraft vereinbar gemacht. Der Stadtwald gehört mittlerweile zu den wertvollsten Wäldern Niedersachsens.
Quelle:
Der Stadtwald Göttingen: Ein Modell mit Zukunft. Abschluss der Sonderinventur im Göttinger Stadtwald. Hrsg. Greenpeace e.V. Hamburg, www.greenpeace.de Stand 02/2013
Der Stadtwald Göttingen: Ein Modell mit Zukunft. Abschluss der Sonderinventur im Göttinger Stadtwald. Hrsg. Greenpeace e.V. Hamburg, www.greenpeace.de Stand 02/2013