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Gartenfreunde und Anwohner planen gemeinsam
BI Berggarten
(sbr) Die Kleingartenanlage „Berggarten“ bleibt – bleibt nicht unbedingt – bleibt doch. Die Zeitungsmeldungen der letzten Wochen wechseln rasch. Fest steht: Der neue Flächennutzungsplan, der eine Umwandlung der Kleingärten in Bauland festsetzen könnte, ist noch nicht beschlossen. Die Entscheidung darüber liegt beim Stadtrat.
Die Kleingärtner des Berggarten e.V. haben sich mehrheitlich gegen den Umzug an den Rottsberghang entschieden. 138 Pächter wurden von ihrem Verband um ihre Meinung gefragt, 107 füllten den Fragebogen aus, davon waren nur 27 zum Umzug bereit, 72 stimmten dagegen. Das Votum ist eindeutig. Der Bezirksverband der Kleingärtner scheint aber nicht glücklich zu sein mit dieser Entscheidung. Er plädiert nach wie vor für die Verlegung.
Ein Ortstermin mit Ratsmitgliedern aus SPD und CDU, dem Bezirksverbands- und dem Berggarten-Vorstand, mit Stadtbaurat Thomas Kulenkampff und den betroffenen Kleingärtnern deckte Widersprüche in der Argumentation der Verbandsspitze auf: Auch eine Teilbebauung des Geländes und damit der angedrohte „Tod auf Raten“ ist nicht beschlossen. „Kein Bedarf für einen Umzug“, stellten die Ratsherren Wilfried Kretschmer (SPD) und Matthias Jung (CDU) fest.
Die Bürgerinitiative aus Kleingärtnern und Nachbarn gegen den Umzug hat in den letzten Wochen intensiv gearbeitet und sich am Moritzberg breite Unterstützung gesichert. 2.500 Unterschriften gegen die Verlegung wurden gesammelt. Allerdings verschwanden auch ausgefüllte Unterschriftenlisten aus den Läden, in denen sie auslagen – ein Hinweis, dass massive Gegenkräfte im Hintergrund am Werke sind.
Die BI empfiehlt zur Unterstützung ihres Anliegens eine „Vereinsmitgliedschaft ohne Garten“. Diese Möglichkeit der fördernden Mitgliedschaft könnte zur Stärkung des Kleingartenvereins von den Anwohnern vermehrt genutzt werden.
Erstaunliche Ergebnisse brachte die geschichtliche Recherche eines Gartenfreundes: Die Berggarten-Anlage sollte schon einmal an den Rottsberghang verschoben werden. Als 1970 der Bebauungsplan für das Bockfeld aufgestellt wurde, bot man den 240 Kleingärtnern finanzielle Entschädigungen und terrassenförmig mit Mutterboden aufgefülltes Ersatzland in Hanglage an – Maßnahmen mit Kosten in Millionenhöhe. Die Kleingärtner und ihr Vorstand lehnten ab.
Der erste Vorsitzende Müschen schrieb in einem Leserbrief an die HAZ (24. April 1970): „Die Moritzberger Kleingärtner wollen kein Geld, sie wollen ihre gepflegten Gärten, die der Erholung und Gesunderhaltung ihrer Familie dienen, behalten.“ Die Ratsherren Stolte (CDU) und Seitz (SPD) setzten sich intensiv für die „Berggärtner“ ein, der Bebauungsplanentwurf wurde so geändert, dass sie bleiben konnten. Ein Jahr später allerdings wurden bei der Planung von Friedhofserweiterungen Kleingärtner und Kirchen gegeneinander ausgespielt.
Die Bürgerinitiative der Gegenwart bereitet für den 6. Juli, den letzten Sonntag vor den Sommerferien, ein Gartenfest vor. Die Straße Im Bockfelde wird dafür von der Brauhaus- bis zur Krehlastraße gesperrt. Spiele und kreative Aktionen in den Gärten und auf der Straße sind in Planung. Der reguläre Gottesdienst in der Christuskirche fällt an diesem Morgen aus. Dafür wird das Gartenfest um 10 Uhr mit einem Zeltgottesdienst eingeleitet – „zum Erhalt der Natur und der Wertschätzung der Schöpfung“, wie Gertrude Bochert vom Christuskirchenvorstand formulierte. Dafür hat sich die Gemeinde ausdrücklich ausgesprochen.
Das Eis ist gebrochen