Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 228 · Juni 2012
Pfingstanger und Pfingstkönig
(sbr) Als die norddeutschen Dörfer und Städte noch
eigene Hirten hatten, gehörten zur Feldmark solche Ortsnamen wie
Bullenwinkel, Kuhteich – und Pfingstanger. Pfingsten war das Fest
der Hirten, der Schäfer, der Schweine-, der Gänse- und der Kuh-
und Pferdehirten. Sie feierten zusammen auf dem Pfingstanger. Nach
einer Karte der Moritzberger Feldmark Mitte des 19. Jahrhunderts
hatten die Hildesheimer Hirten ihren Pfingstanger jenseits des
Kupferstrangs bei der Fünf-Bogen-Brücke. Für die Moritzberger Hirten
lag der Pfingstanger hinter der Waldquelle zu beiden Seiten der
Trillke, zwischen dem Steinberg und der heutigen Straße Am Neuen
Teiche. Joseph Anton Cramer schrieb 1792 über den Lauf der Trillke
in diesem Bereich, sie bilde dort ein kleines Tal, das eine gute
Viehweide sei.
Hermann Blume beschrieb 1924 das damals schon fast vergessene Pfingstfest der Hirten im Hildesheimer Land so: „Auf dem Pfingstanger errichteten die Hütejungen aus Birkenzweigen eine Laubhütte, in der sie in dieser Zeit übernachteten. Am Nachmittag des zweiten Pfingsttages nahm hier ein sonderbarer Festzug seinen Anfang. Ein junger Bursche, meist derjenige, der am Morgen am längsten geschlafen oder sich sonst verspätet hatte, wurde mit jungen Birkenzweigen, mit Maien, umkleidet, so daß man nur seine Füße sehen konnte; man hatte ihn bekränzt wie den 'Pfingstochsen'. Er war nun der Mai- oder Pfingstkönig, auch Maibär oder Pfingstkeerl wurde er genannt. Einen ungeheuern Kopfputz, eine Krone mußte er tragen, in ihr hing eine Glocke, die bei jedem Freudensprung des Pfingstkönigs 'bimmelte'. Zu seiner Ausrüstung gehörte zudem ein langer Hakenstock, mit dem er Kinder und Hunde zu fangen suchte. Dem König voran schritten die 'Umklapper', fünf oder sechs junge Burschen mit langen Peitschen. Den Vorrang hatten hierbei die Pferdejungen. An ihren Mützen trugen sie Sträuße von grellfarbigen Papierblumen mit 'Knittergold' und 'Knasterblank' und langen flatternden Bändern.“
Der Pfingstaufzug machte vor jedem Haus Halt und gab dort ein Peitschenkonzert, zu dem der Pfingstkönig Luftsprünge machte. Danach baten die 'Umklapper' um Eier und Speck, vielleicht auch um Schinken und um einen Groschen für Getränke. In einer aus gespaltenen Weiden geflochtenen Frühstückstasche wurde alles gesammelt – und wenn der ganze Ort 'abgeklappt' (!) war, zogen die Hirten zum Pfingstanger zurück und feierten dort mit ihren Gaben ihr Fest.
Hermann Blume beschrieb 1924 das damals schon fast vergessene Pfingstfest der Hirten im Hildesheimer Land so: „Auf dem Pfingstanger errichteten die Hütejungen aus Birkenzweigen eine Laubhütte, in der sie in dieser Zeit übernachteten. Am Nachmittag des zweiten Pfingsttages nahm hier ein sonderbarer Festzug seinen Anfang. Ein junger Bursche, meist derjenige, der am Morgen am längsten geschlafen oder sich sonst verspätet hatte, wurde mit jungen Birkenzweigen, mit Maien, umkleidet, so daß man nur seine Füße sehen konnte; man hatte ihn bekränzt wie den 'Pfingstochsen'. Er war nun der Mai- oder Pfingstkönig, auch Maibär oder Pfingstkeerl wurde er genannt. Einen ungeheuern Kopfputz, eine Krone mußte er tragen, in ihr hing eine Glocke, die bei jedem Freudensprung des Pfingstkönigs 'bimmelte'. Zu seiner Ausrüstung gehörte zudem ein langer Hakenstock, mit dem er Kinder und Hunde zu fangen suchte. Dem König voran schritten die 'Umklapper', fünf oder sechs junge Burschen mit langen Peitschen. Den Vorrang hatten hierbei die Pferdejungen. An ihren Mützen trugen sie Sträuße von grellfarbigen Papierblumen mit 'Knittergold' und 'Knasterblank' und langen flatternden Bändern.“
Der Pfingstaufzug machte vor jedem Haus Halt und gab dort ein Peitschenkonzert, zu dem der Pfingstkönig Luftsprünge machte. Danach baten die 'Umklapper' um Eier und Speck, vielleicht auch um Schinken und um einen Groschen für Getränke. In einer aus gespaltenen Weiden geflochtenen Frühstückstasche wurde alles gesammelt – und wenn der ganze Ort 'abgeklappt' (!) war, zogen die Hirten zum Pfingstanger zurück und feierten dort mit ihren Gaben ihr Fest.
Quellen:
Joseph Anton Cramer: Physische Briefe über Hildesheim und dessen Gegend, Hildesheim 1792, Nachdruch Hildesheim 1976
Flurkarte der Feldmarkt Moritberg, in Niedersächs. Städteatlas, Hrsg. v.P.J. Meier, Braunschweig 1933
Hermann Blume: Der Pfingstkönig: in Hildesheimer Heimatkalender 1981, S. 90/91
Joseph Anton Cramer: Physische Briefe über Hildesheim und dessen Gegend, Hildesheim 1792, Nachdruch Hildesheim 1976
Flurkarte der Feldmarkt Moritberg, in Niedersächs. Städteatlas, Hrsg. v.P.J. Meier, Braunschweig 1933
Hermann Blume: Der Pfingstkönig: in Hildesheimer Heimatkalender 1981, S. 90/91