Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 234 · Januar 2013
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Da waren es nur noch zwei

Ortsrat will Aufklärung über Bäume

(sbr) In der Stadt würde mehr Holz nachwachsen als eingeschlagen wird – so die Auskunft der Vertreterin der Stadt Hildesheim auf der letzten Ortsratsitzung. Der Satz ließ aufhorchen – mehrere Punkte der Ortsratsitzung am Barbaratag (4. Dezember) waren mit Bäumen befasst: Es ging um Bäume, die gefällt werden sollten, und um Bäume, die ohne Ankündigung verschwunden waren. Im Fall des neu angelegten kleinen Parkplatzes zwischen der Phoenixstraße, der Beyerschen Burg und der Bergmühlenstraße forderte der Ortsrat zum zweiten Mal Aufklärung über den Verbleib von Bäumen, die durch den Bebauungsplan für das Phoenixgelände geschützt waren.
Bäume

Im März 2007: ein kleiner Park mit 17 Bäumen am „Werk im Grünen“
14 Bäume standen in 2007 noch in dem kleinen Park auf dem Phoenix-Gelände zwischen der Beyerschen Burg und dem Kupferstrang, weitere drei jenseits des Kupferstrangs direkt am Phoenix-Verwaltungsgebäude. Penibel aufgelistet, nummeriert, begutachtet und beschrieben hatte sie Landschaftsarchitekt Uwe Michel in dem Grünordnerischen Fachbeitrag für den geplanten „Wohn- und Gewerbepark Phoenix“: zwei Hainbuchen, eine Esche, eine Winterlinde, zwei Kastanienbäume und 11 Birken. Acht dieser Bäume hatten in ein Meter Höhe einen Stammumfang von mehr als 1,50 Meter, dadurch sind sie besonders schutzwürdig. Wenn sie außerdem noch zu den „standortheimischen“ Baumarten gehören, fallen sie unter die „Städtische Satzung zum Schutz von schützenswerten Landschaftsbestandteilen in der Stadt Hildesheim“ – für Birken und Rosskastanien gilt dies nicht, anscheinend sind sie in Hildesheim nicht zuhause.

Bis auf einen wurden die 17 Bäume für vital, zum Teil „sehr vital“ befunden, nicht einmal Anzeichen für die Rosskastanienminiermotte wurden entdeckt. Der Grünordnerische Fachbeitrag, 27 Seiten stark, war eine der Grundlagen für den Bebauungsplan HW 300 „Phoenix“, er erfasste den Bestand an Pflanzen, Tieren und ökologischen Besonderheiten auf dem Gelände und legte fest, was geschützt werden sollte und wo durch Neupflanzungen die Eingriffe in die Natur wieder ausbalanciert werden müssten. Sechs von den 17 Bäumen sollten auf jeden Fall erhalten bleiben: die zwei dicht beieinander wachsenden Hainbuchen am Verwaltungsgebäude, die Esche und eine mächtige Birke an der Bergmühlenstraße, dazu zwei weitere Bäume, vermutlich eine Linde und eine Rosskastanie, vorn an der neuen Phoenixstraße.
Baum

November 2012: Zwei Bäume sind übrig
Fotos (2): sbr
Die Straße wurde gebaut, der Fahrradweg angelegt und die neue Brücke mit zwei Durchlässen für den Kupferstrang errichtet. Im Sommer und Herbst 2012 wurde das angrenzende Phoenix-Verwaltungsgebäude saniert und für einen neuen Mieter umgebaut: Die Bosch SoftTec GmbH zog ein, eine expandierende Tochter der Bosch-Gruppe. Für die bis zu 120 Arbeitsplätze müssen Parkplätze nachgewiesen werden. Der kleine Park kam ins Visier, in dem etwa acht Bäume plus zwei Hainbuchen jenseits des Kupferstrangs die Bauzeit überstanden hatten. Ende September 2012 traf ein Anwohner dort auf Baumfällarbeiten durch eine auswärtige Firma, wandte sich an das Planungsamt, regte die Überprüfung an und stellte wenige Tage später fest: Es waren nur noch zwei Bäume da – eine Esche und eine Birke. Für die zwei Hainbuchen war eine Genehmigung zum Fällen erteilt worden, weil die Hauswand, an der sie standen, saniert werden musste. Mehrere Birken, die nicht unter Schutz standen, waren für den Parkplatz gefällt worden. Zwei geschützte Bäume an der neuen Phoenixstraße – das fiel jetzt erst auf – fehlten, obwohl der Bebauungsplan sie ausdrücklich zum Erhalt festsetzte. Im Oktober 2011 waren sie noch da.

Der Anwohner gab sein Wissen weiter, der Ortsrat fragte bei der Verwaltung an: Die ist mit der abschließenden Aufklärung noch befasst – Hanseatic als Eigentümerin des Parkplatzes wird Auskunft geben müssen. Ein Teil-Ergebnis der Nachforschungen zeichnet sich bereits ab: Für die beiden mit Genehmigung gefällten Hainbuchen müssen vier neue an anderer Stelle auf dem Phoenix-Gelände gepflanzt werden. Auch für die Einrichtung des Parkplatzes schreibt der Bebauungsplan Ersatzpflanzungen vor: für vier Stellplätze einen mittel- oder hochwüchsigen heimischen Laubbaum – das entspricht etwa der Anzahl der kürzlich gefällten Birken. Wenn auch die beiden „verschwundenen“ Bäume durch Neupflanzungen ersetzt werden müssen – dann, so stellten Nachbarn fest, wäre die ursprüngliche Zahl der Bäume, 17 + 3, fast wieder erreicht. „Allerdings wird es viele Jahre dauern, bis die Bäume so groß sind wie die, die dort mal standen.“
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