Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 234 · Januar 2013
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Moritzberg Verlag
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Bäckerei Krone

Verein für den Felsenkeller legt los

(sbr) Vor 140 Jahren wurde der Eiskeller an der Elzer Straße gebaut. Nur gut 30 Jahre lang dienten seine Gewölbe zum kühlen Lagern von Bier, im zweiten Weltkrieg waren sie Luftschutzraum, dann – nach einer abenteuerlichen Phase als Spielplatz – wurden sie zugemauert. Vor 20 Jahren brachte Dietmar Schädel mit Studenten der Universität durch die Ausstellung „Schattenbilder“ wieder Licht in den Keller. Alexander Busse leitete 1999 mit einer Diplomarbeit an der HAWK die fachliche Erkundung ein, der Keller wurde unter Denkmalschutz gestellt. Anfang 2012 hat sich am Moritzberg ein Verein gegründet, der als einziges Ziel die Erhaltung der Gewölbe im Untergrund hat: Der Keller soll instandgesetzt und öffentlich zugänglich gemacht werden. Zum Jahresende steht der neue Verein auf sicheren Füßen: Als gemeinnützig anerkannt und zum Spendensammeln berechtigt macht er sich an die praktische Arbeit. Was er angehen kann und darf soll Anfang 2013 in einem Vertrag mit der Eigentümerin des Eiskellers, der Stadt Hildesheim, ausgehandelt werden.
Felsenkeller

Der Vorstand des neu gegründeten Felsenkeller-Vereins: v. links Wolfgang Hüter, Dieter Nitschke, Sabine Brand, Michael Kriegel und Wolfgang Grollmuß
Foto: Lutz Engelhardt
Als der Eiskeller gebaut wurde – der zweite seiner Art am Moritzberg, der erste lag unter dem „Treppchen“ –, war der Krehlaberg noch weitgehend Gartenland. Gegenüber dem Keller, auf der anderen Seite der Elzer Straße, entstand eine Brauerei, die spätere „Victoria-Brauerei“. Neben dem Keller lag die Gaststätte „Zum Felsenkeller“ mit Kaffee- und Biergarten am Krehlahang. Etwas unklar ist, ob die Gaststätte dem Keller oder der Keller der Gaststätte den Namen gab. Fest steht: Der Keller ist in den Berg hineingegraben und weitgehend aus roten Ziegeln erbaut. Nur im hinteren Bereich ist stellenweise Naturstein, „Felsen“, zu sehen. Seit die Gaststätte im März 1945 ausbrannte, trägt nur noch der Keller den alten Namen. Mit seinen bis neun Meter hohen Gewölben ist er in Norddeutschland ein einmaliges Bauwerk; auf anschauliche Weise vermittelt seine Architektur Einblick in die Brauerei- und Industriegeschichte – ein wahrer Schatz im Untergrund.

Der neue Verein hat sich aus dem Umkreis des Vereins Kultur und Geschichte vom Berge e.V. gegründet, der viele Jahre lang das Interesse am Felsenkeller wach hielt. Treibende Kraft für die Neugründung war Michael Kriegel, Soldat a.D. und seit 2006 Ratsherr im Hildesheimer Stadtrat. Der Motor des Vereins mit viel Sinn für praktische unkomplizierte Lösungen wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt, Stellvertreter sind Dieter Nitschke und Wolfgang Hüter, Schatzmeister ist Wolfgang Grollmuß, Schriftführerin Sabine Brand. Zum erweiterten Vorstand gehören auch Lutz Engelhardt und Robin Skerhut. „Gründungsväter“ mit besonderen Qualitäten sind Edgar Fritsch und Erich Weber – der eine mit fachlichem Interesse an der Begleitung der praktischen Arbeiten im Keller, der andere mit bundesweiten Vereinskontakten – auch zur Brauereikellerszene in Marburg.

Erklärtes Ziel der Gründungsväter und des Vorstands ist es, den Felsenkeller originalgetreu wieder herzurichten – in seiner Funktion als Bierlagerkeller und als Luftschutzraum. Dafür muss eine feuchtigkeitsverträgliche Elektroinstallation eingebaut werden – die hat Kriegel bereits mit der Stadt Hildesheim ausgehandelt. Es muss geschippt und geschaufelt werden, denn im Innern der Gewölbe liegt noch viel Schlamm und Schutt aus der Nachkriegszeit – das werden die Mitglieder zum Teil selbst übernehmen. Ein Einbau im Eingangsbereich – das jüngste und gefährlichste Gewölbe im Keller – soll entfernt werden; schließlich liegt die Fußboden-Pflasterung an. Der Verein wurde gegründet, um der Stadt Hildesheim, die als Eigentümerin zur Unterhaltung des Kellers verpflichtet ist, zu Hilfe zu kommen. Wie die Abgrenzung der Aufgaben beider Partner im Einzelnen aussehen wird, regelt ein Vertrag, an dem zur Zeit gearbeitet wird.

Grafik-Designer Lutz Engelhardt hat kürzlich Logo und Schriftzug für den Verein entworfen: mit einem symbolisch dargestellten Gewölbe-Rundbogen – in Ziegelrot – und dem populären Vereinsnamen „Förderverein Felsenkeller Moritzberg“. Der komplette, sachlich korrekte Vereinsname heißt: Verein zur Erhaltung des Eiskellers der ehemaligen Victoriabrauerei Hildesheim-Moritzberg. Gern nimmt der Verein Spenden an, denn für die Arbeiten im Keller werden viele Mittel gebraucht: Kontonummer 7000 239 800 bei der Volksbank Hildesheim, Bankleitzahl 259 900 11. Gern werden auch neue Mitglieder aufgenommen – vorzugsweise Menschen, die intensiv mitarbeiten wollen. Die Zahlung eines jährlichen Mitgliedsbeitrags ist deshalb nicht Voraussetzung für die Mitgliedschaft – jeder bestimmt selbst, was er beitragen will, und der Beitrag kann in Arbeitsstunden und in schwungvollem ideellen Einsatz liegen. Der Kontakt wird am einfachsten über den Vorsitzenden hergestellt: Michael Kriegel, Bergsteinweg 38, Tel. 26 12 76, E-Mail: michael-kriegel@web.de.

Eine Webseite für den Felsenkeller-Verein ist in Arbeit: Lutz Engelhardt und Wolfgang Hüter sind die Fachleute dafür. Für die traditionelle Art der Werbung auf Papier, eine Neuauflage des  Felsenkeller-Flyer von Alexander Busse aus 2002, hat kürzlich Dieter Nitschke gesorgt: Sein Arbeitgeber Leinebergland Druck hat den Neudruck des Faltblattes gesponsert. Es gibt mit Farbfotos, Zeichnungen und detailliertem Text einen Einstieg in die Geschichte und die Funktionsweise des Kellers. Der Flyer ist erhältlich überall dort, wo die Vereinsmitglieder in den nächsten Monaten öffentlich auftreten, auch in der Filiale der Volksbank Hildesheim am Phoenixgelände sowie beim Vereinsvorsitzenden Michael Kriegel und in der Redaktion Moritz vom Berge.
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