Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 241 · September 2013
Hoher Geburtstag für Arztpraxis Lehne
(sbr) Die Moritzberger Arztpraxis Lehne wird 90 Jahre alt. Am 1. Oktober 1923 hatte Dr. Heinrich Lehne sich als praktischer Arzt am Moritzberg niedergelassen – zunächst gegenüber der Gelben Schule im Todtschen Haus Bergstraße 61, dann für kurze Zeit im Haus „Güldener Löwe“ Dingworthstraße 1, schließlich in der Königstraße 3. Dort feiert Heinrichs Sohn Franz Lehne mit seiner Frau Jutta und Tochter Birgit Kriegel, die als Arzthelferin mitarbeitet, im Herbst das 90-jährige Jubiläum der Praxis für Allgemeinmedizin.
Zusammen 90 Jahre Praxis für Allgemeinmedizin am Moritzberg: Sohn Franz und Vater Heinrich Lehne
1926 wurden die Doppelhäuser auf der Ostseite der Königstraße gebaut, der heutige Parkplatz am Königsteich war damals noch ein Wäldchen. Ende der 1920er Jahre fuhr Dr. Lehne einen Opel Laubfrosch, auch Dr. Cohn in der Bergstraße 1 hatte einen Wagen – bei beiden durften die Kinder aus der Nachbarschaft ein Stückchen mitfahren, wenn sie Patienten besuchten. Kaum sonst jemand hatte in jenen Jahren am Moritzberg ein Automobil. Die Straße gehörte den Kindern, gern saß man bei Dr. Lehne auf dem Gartenzaun, erzählten Nachbarn noch 75 Jahre später.
Franz lernte früh den Beruf seines Vaters kennen. „Im Winter, wenn er nachts zu Patienten musste, fuhr immer einer von uns Kindern mit – falls der Wagen nicht wieder ansprang“, erinnert er sich. Als Militärarzt musste der Vater im zweiten Weltkrieg bei den Erschießungen im Galgenberg anwesend sein und er war im Lazarett Trillke-Gut eingesetzt, vor wie nach dem Einmarsch der Amerikaner – zusätzlich zur Arbeit in der eigenen Praxis.
Heinrich Lehne, Jahrgang 1894, wird von vielen seiner ehemaligen Patienten als „begnadeter Diagnostiker“ gerühmt – ein freundlicher väterlicher praktischer Arzt und Geburtshelfer, der seine Fähigkeiten an Sohn Franz weitergab. Heinrich praktizierte bis zu seinem 91. Lebensjahr, ab 1968 in gemeinsamer Praxis mit Sohn Franz – jeder im eigenen Praxisraum. „Möchten Sie zum alten oder zum jungen Doktor“, wurde man lange Zeit bei der Anmeldung gefragt. Franz hatte nach dem Studium zunächst fünf Jahre im Bernwardkrankenhaus gearbeitet, 1964 geheiratet und wohnte mit seiner Frau erst im Godehardikamp, dann in der Steinbergstraße. 1982 zog er mit seiner Familie ins elterliche Haus in der Königstraße.
Im Januar 2014 wird Franz Lehne achtzig Jahre alt. Er hatte nicht die Freiheit, wie sein Vater bis ins hohe Alter seine Patienten versorgen zu können. Aufgrund veränderter Gesetze musste er mit 68 Jahren die Kassenpraxis aufgeben, seither behandelt er nur noch Privatpatienten. Das hat auch etwas Angenehmes mit sich gebracht: „Nun haben wir schon Freitagmittag Schluss“, freut sich die Arztfrau.
Das Jubiläum im Oktober wird nicht groß gefeiert, ohne Aufsehen, mit Humor und Gelassenheit – die Arbeit geht vor. Wäre der Ortsbürgermeister nicht zur Gratulation gekommen, hätte man glatt die Goldene Hochzeit im Mai vergessen. Aber auf den Urlaub am Tegernsee oder auf Sylt freuen sich Jutta und Franz Lehne jedes Jahr sehr.
Else und Heinrich Lehne Ende der 1920er Jahre vor dem Neubau Königstraße 3, links der Opel Laubfrosch für die Patientenbesuche
Fotos (3): Privatbesitz Lehne
Foto: sbr
Zusammen 90 Jahre Praxis für Allgemeinmedizin am Moritzberg: Sohn Franz und Vater Heinrich Lehne
Franz lernte früh den Beruf seines Vaters kennen. „Im Winter, wenn er nachts zu Patienten musste, fuhr immer einer von uns Kindern mit – falls der Wagen nicht wieder ansprang“, erinnert er sich. Als Militärarzt musste der Vater im zweiten Weltkrieg bei den Erschießungen im Galgenberg anwesend sein und er war im Lazarett Trillke-Gut eingesetzt, vor wie nach dem Einmarsch der Amerikaner – zusätzlich zur Arbeit in der eigenen Praxis.
Heinrich Lehne, Jahrgang 1894, wird von vielen seiner ehemaligen Patienten als „begnadeter Diagnostiker“ gerühmt – ein freundlicher väterlicher praktischer Arzt und Geburtshelfer, der seine Fähigkeiten an Sohn Franz weitergab. Heinrich praktizierte bis zu seinem 91. Lebensjahr, ab 1968 in gemeinsamer Praxis mit Sohn Franz – jeder im eigenen Praxisraum. „Möchten Sie zum alten oder zum jungen Doktor“, wurde man lange Zeit bei der Anmeldung gefragt. Franz hatte nach dem Studium zunächst fünf Jahre im Bernwardkrankenhaus gearbeitet, 1964 geheiratet und wohnte mit seiner Frau erst im Godehardikamp, dann in der Steinbergstraße. 1982 zog er mit seiner Familie ins elterliche Haus in der Königstraße.
Der erste Mercedes nach dem Krieg
Franz engagierte sich zeitweise, wenn der anstrengende Beruf es zuließ, in der Lokalpolitik, im Bürgerverein bzw. der BAH. Franz und Jutta Lehne haben zwei Töchter. Die eine hat dem Arztehepaar zwei Enkel beschert. „Alles was er mit seinen Kindern aus Zeitmangel nicht machen konnte, macht er nun mit den Enkeln“, erzählt Jutta Lehne. Die andere Tochter, Birgit Kriegel, arbeitet als Sprechstundenhilfe seit vielen Jahren mit dem Vater zusammen, das klappt hervorragend.Im Januar 2014 wird Franz Lehne achtzig Jahre alt. Er hatte nicht die Freiheit, wie sein Vater bis ins hohe Alter seine Patienten versorgen zu können. Aufgrund veränderter Gesetze musste er mit 68 Jahren die Kassenpraxis aufgeben, seither behandelt er nur noch Privatpatienten. Das hat auch etwas Angenehmes mit sich gebracht: „Nun haben wir schon Freitagmittag Schluss“, freut sich die Arztfrau.
Das Jubiläum im Oktober wird nicht groß gefeiert, ohne Aufsehen, mit Humor und Gelassenheit – die Arbeit geht vor. Wäre der Ortsbürgermeister nicht zur Gratulation gekommen, hätte man glatt die Goldene Hochzeit im Mai vergessen. Aber auf den Urlaub am Tegernsee oder auf Sylt freuen sich Jutta und Franz Lehne jedes Jahr sehr.