Stadtteilzeitung Hildesheim West
Nr. 242 · Oktober 2013
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Moritzberg Verlag
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Bäckerei Krone

Mobilfunk und Bäume

Immer mehr Stadtbäume verdorren

(sbr) Das Baumsterben in den Städten nimmt zu. Deutlich verschlechtert hat sich der Zustand der Linden und Birken am Moritzberg, auf die Moritz vom Berge im letzten Herbst hinwies (siehe www.moritzvomberge.de, Ausgaben Oktober und November 2012). Einige der Bäume, die 2012 als „wenig vital“ eingeschätzt wurden, haben nun kaum noch Blätter, andere sind verschwunden – sie wurden gefällt.

VergleichDie Linden vor der Gelben Schule wirken noch kranker als im letzten Jahr
„Moritz“ hatte auf den Verdacht hingewiesen, dass die Bäume unter hochfrequenten elektromagnetischen Feldern leiden, dass sie hoch sensibel wie Antennen die Strahlung von Mobilfunk- und Richtfunksendern aufnehmen. Ein sehr unbequemer Zusammenhang wäre das, denn er stellt in Frage, was heute als selbstverständlicher Fortschritt gilt: das Handy, die WLANs der Computer, das Smartphone.

Auch in anderen Regionen Europas fallen die zunehmenden Baumschäden auf. „Man hat den Eindruck, Blätter an den Bäumen stehen nicht mehr in vollem Saft, Kronen werden teilweise lichter, scheinen der Dürre etwas näher, abgestorbene Äste oder völlig abgestorbene Bäume sieht man immer öfter. Blätter mit braunen Rändern fallen schon mitten im Sommer auf“, schrieb Prof. Dr. Werner Thiede, Publizist und Pfarrer, kürzlich in der Zeitschrift Paracelsus (www.paracelsus-magazin.de/alle-ausgaben/68-heft-032013/1035-elektrosensible-baeume.html). Diese Schäden sind ihm etwa zeitgleich mit der Einführung des UMTS-Mobilfunks aufgefallen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz reagiert zögerlich auf die seit Jahren zunehmenden Hinweise, dass der Mobilfunk schuld sein könnte – die Konsequenzen für bestimmte Wirtschaftszweige scheinen bedrohlich. Das Baumsterben stellt aber auch die Kommunen vor wachsende Probleme: Immer mehr Bäume werden zu „Gefahrbäumen“, verlieren Äste, stürzen um oder müssen gefällt werden. Wie schnell das Baumsterben vorangeht, ist noch nicht bekannt – die Gesellschaft ist gerade im Begriff, dies praktisch zu erleben.
MessgerätWo die Blätter fehlen, wurde eine höhere Hochfrequenzbelastung gemessen als an belaubten Zweigen
Fotos(2): sbr
Die Redaktion des „Moritz“ wollte Genaueres wissen und beschloss eine Momentaufnahme der Situation am Berge. Mit einer Expertin, die selbst hypersensibel auf hochfrequente Strahlung reagiert und krank davon wird, machte man sich auf den Weg. Ein Test am lebenden Objekt sozusagen: Wann wird das Gefühl von „gesotten und gebraten“ unerträglich? Gleichzeitig wurde ein sogenanntes objektives Instrument eingeschaltet: ein Hochfrequenz-Messgerät, das elektromagnetische Strahlung im Bereich von 800 bis 2500 Megahertz erfassen kann. Der Behördenfunk auf 400 Megahertz, den Polizei und Rettungsdienste nutzen, liegt außerhalb des Messbereichs dieses Gerätes. Von den alten Handy-Standards über die Frequenzen für Navigationsgeräte, über UTMS, LTE, DECT bis hin zu den WLAN-Frequenzen kann aber alles erfasst werden. Das Gerät zeigt die empfangene Strahlung in Mikrowatt an: 0,1 bis 10 Mikrowatt pro Quadratmeter (µWatt/qm) gelten als schwach auffällig, 10 bis 1000 Mikrowatt als stark auffällig. Die natürliche Hintergrundstrahlung ohne künstlich erzeugte elektromagnetische Felder liegt bei ca. 0,000.000.5 µWatt/qm. In Städten mit ihren vielfältigen Strahlungsquellen gelten heute Strahlungspegel von 10 bis zu mehreren 10.000 µWatt/qm als normal.

Das Moritz-Team machte spontane Messungen bei drei Linden an der Gelben Schule, die schon im letzten Jahr aufgefallen und fotografiert worden waren. Die Messung an der vollbelaubten Linde mit dichter Krone oben über der Bennostraße am „grünen Klassenzimmer“ zeigte gleichmäßig Messwerte von 4 bis 5 µWatt/qm an.

Der seit einigen Jahren von der Spitze her verdorrende Lindenbaum am Bergbrunnen zeigte im unteren Bereich Werte um 80 µWatt/qm auf der Bergstraßenseite. Dort sind die Seitenäste auch sichtbar stärker vom Laubverlust betroffen als auf der Platzseite. Der obere Bereich der Baumkrone, wo die Schäden sich am heftigsten zeigen, war für die Messung nicht erreichbar.

Die Linde unten an der Bennostraße neben der großen Haupteingangstreppe der Schule bietet gute Möglichkeiten zur Messung: Auf der kleinen Steintreppe zur alten Hausmeisterwohnung gelangt man auf eine Höhe mit den ersten deutlich sichtbar geschädigten, teils schon ganz kahlen Ästen. An diesen „verbrannten“ Teilen des Baumes schlug das Messgerät bis auf die Obergrenze von 200 µWatt/qm aus, pendelte dann zwischen 145 und 150 µWatt/qm hin und her. An zwei niedrigeren Seitenästen, die noch dichtes Laubwerk, allerdings komplett braun verfärbt, zeigten, wurden um 30 µWatt/qm gemessen.

Die Angaben des Messgerätes bestätigten die sichtbar unterschiedlich verteilten Schäden an den Bäumen! An dem zuletzt besuchten Baum fühlte die elektrosensible Begleitperson sich so unwohl, dass der Rundgang abgebrochen wurde.

Diese spontane Messung hat eine Momentaufnahme der Zustände an drei benachbarten Linden gebracht. Sie zeigte Maximalwerte. Jedesmal, wenn ein Mobilfunksender aktiviert wird durch ein oder mehrere Handytelefonate, schnellen die Messwerte hoch – danach gibt es Pausen mit weniger auffälligen Werten. Eine offizielle Messung würde nicht nur die höchsten Ausschläge des Messgerätes erfassen, sondern Mittelwerte über einen gewissen Zeitraum ermitteln. Offiziell festgelegte Grenzwerte würden bei Messungen an der Gelben Schule nicht überschritten. Die Grenzwerte sind sehr hoch angesetzt, denn sie wurden an der Wärmeschädigung von menschlichem Körpergewebe festgemacht.

Die Linden an der Gelben Schule reagieren sensibler: Sie stehen Tag und Nacht, bei Sonne und bei bedecktem Himmel, auf der Stelle ohne auszuweichen. Sie zeigen an, dass etwas nicht verträglich ist – vor einer Schule, in der zumindest halbtags über 200 Kinder sich aufhalten, Kinder, die auch innerhalb der Gebäude unter Umständen durch DECT-Telefone, Handys und WLAN sozusagen unter Strom stehen.

Das ständig vorhandene Hochfrequenz-Feuerwerk, das die Linden an mindestens zwei Orten vor der Gelben Schule empfangen, weist im Übrigen auf zwei Haupteinfallrichtungen hin. Die Linde am Bergbrunnen scheint aus der Richtung des Handymastes auf dem Haus Bergsteinweg 44 – als überlanger Schornstein verkleidet – am stärksten betroffen zu sein. Die ganz stark geschädigte Linde an der Bennostraße neben der Haupttreppe der Schule wird zumindest im oberen Kronenbereich von dem Sender am Phoenix-Schornstein bestrahlt – seine Hauptstrahlrichtung verweist direkt auf das große gelbe Schulgebäude am Berg. Weitere nicht so starke hochfrequente Impulsstrahlung lässt sich auch an einigen Privathäusern rund um den Platz vor der Schule feststellen.
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